Heft 
(1896) 4
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Die Territorial-Entwickelung der Mark Brandenburg.

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Brennaburg, besiegt in der mörderischen Schlacht bei Lukini (Lenzen) 919 die Rhedarier, macht 934 die Ukrer tributpflichtig und gründet nach Unterwerfung der Daleminzier in deren Gebiet die Mark Misni (Meissen). Der Name der Feste Brennaburg wird zum erstenmal genannt in der Geschichte der Sachsenkriege, die der Mönch Widukind vom Kloster Corvey (Corbeja), bei Höxter an der Weser gelegen, um 967 nieder­schrieb. Dieses Kloster ist eine Zweigniederlassung der gleichnamigen Benediktiner-Abtei bei Amiens in Frankreich. Es ist eine der ersten Siedelungen dieser Art in Germanien; es wurde zuerst bei Paderborn errichtet, dann zur Weser vorgeschoben und hier später zum Bisthum erhoben. Man fand in dieser Abtei die ersten fünf Bücher der Annalen des Tacitus, die, wenn auch in Einzelnheiten angefochten, doch immer noch eine schätzbare Quelle für die Urzeit der deutschen Geschichte bilden. Hier in Corvey wirkte auch als Bibliothekar bis zu seinem im Januar 1874 erfolgten Tode Hoffmann von Fallersleben, bekanntlich der Dichter des schönen patriotischen Liedes:Deutschland, Deutschland über Alles, das 1841 entstand und das jetzt jedenfalls mehr gesungen wird, als dies bei seinen Lebzeiten geschah. An ihm bestätigt sich also auch die alte Wahrheit : Um eines Menschen ganzen Werth zu kennen, müsst ihr ihn begraben.

Die Askanier (11341320).

Wir sehen hier von dem weiteren Verfolg der in den nächsten zwei Jahrhunderten hin- und herwogenden Sachsen- und Wendenkämpfe ab, in welche Zeit auch die Gründung der Bistümer Havelberg (946), Brandenbufg (949), Magdeburg (968) fällt und treten erst da wieder bei der Geschichte unserer Mark ein, wo

Albrecht der Bär

aus dem Hause Askanien, von Kaiser Lothar i. J. 1134 mit der Nord­mark belehnt wird. Albrecht beginnt die Unterwerfung und Christiani­sierung der Slaven von neuem. Er erobert das Land der Brizaner, die Vormark Priegnitz; gewinnt bald darauf die Freundschaft des Heveller Fürsten Pribislaw, der zu Brandenburg seinen Sitz hatte und dessen Gebiet etwa von der Havel, dem Rhin und dem jetzigen Ruppiner Kanal begrenzt wurde.

Pribislaw und seine Gattin Petrussa treten um 1136 zum Christen­tum über, und ersterer nennt sich von da ab Heinrich.

Albrecht, der auf dem Reichstage zu Frankfurt 1147 als Markgraf von Brandenburg bestätigt wird, erhält teils durch Schenkung, teils durch Vermächtnis nach dem Tode dieses Heinrich um 1150 die Zauche und das Havellaud. Ein Verwandter (Neffe) des Pribislaw , der Wenden­fürst Jaczo oder Jatzko, der zu Cöpenik residierte und den Gau Zpria- vani beherrschte, wozu etwa das Land Barnim und Teltow gehörte, sah sich durch die dem Albrecht zugefallenen Gebiete benachteiligt und