Die Territorial-Entwickelung der Mark Brandenburg.
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Unter diesen tritt hervor als streitbarer Fürst und Minnesänger Otto IV. Er gerät in der Schlacht bei Frohse 1278 in die Gefangenschaft seines Gegners, des Erzbischofs von Magdeburg, und wird daraus durchseine edle Gemahlin Hedwig befreit, später aber in einem erneutem Kampfe bei Stassfurt durch einen Pfeil verwundet.
Von dem Minnegesang seiner Zeit ist noch ein, wahrscheinlich an seine Hedwig gerichtetes Gedicht vorhanden. Einige Strophen davon mögen hier zur Probe angeführt werden, sie lauten
im alten Text: in heutiger Mundart etwa:
Ich such die vil minnekliche Ich sah die viel Liebenswürdige
Vor mir stan in richer wat Vor mir stehn in reicher Pracht.
Zehant do wart ich froeiden riche Sogleich da ward ich freudenreiche,
Da von min muet vil hohe stat. D avon mein Muth sehr hohe steht.
Mich gruoste ir minneklicher munt Mich grüsste ihr lieblicher Mund,
Der duhte mich in solcher roete Der däuchte mich in solcher Röte,
Sam ein fürig flamme entzunt .... Als wie von feuriger Flamme entzündt.
Des muos men herze in hohen lüften Drum muss mein Herz in hoher Wonne
stigen steigen,
Ir lob ir ere wil ich nicht verschwiegen Ihr Lob, ihre Ehre will ich nicht ver- Swa si wont dem lande muos ich nigen. schweigen,
Wo sie wohnt, dahin muss ich mich neigen.
Auch über die Kulturzustände in einigen altmärkischen Städten zu jener Zeit ist eine Reim-Chronik erhalten, sie lautet:
De Stendalschen trinket gern Wyn,
De Garlewer dat will Junkers syn,
De Tangernmudschen hebbet den Moth,
De Soltwedelschen liebbet dat Goth,
De Seehuser de sint Ebenthür,
De Werbenschen gebet den Weiten dür,
De Osterburger wolden sich recken,
Und deden den Bullen vor en Baren stecken.
Der Nachfolger von Otto IV. war der Sohn von Conrad I, Waldemar, der Grosse genannt, (1308—1319).
Waldemar wird uns geschildert als ein Held von grosser persönlicher Tapferkeit und allen ritterlichen Tugenden, der mit diplomatischer Klugheit die Wirren seiner Zeit zu Gunsten seiner Lande auszunutzen verstand, der aber auch dem äusseren Glanze huldigte und deshalb treffender als der Glänzende, statt der Grosse genannt zu werden verdient. Es war die Zeit wo die Städte sich zusammenschlossen und Gegenwehr trafen gegen den Druck der Fürsten und gegen die Gewaltthätigkeiten der Raubritter.
Waldemar, der rosengeschmückte Turnierheld von Rostock wurde, wegen seines Eintretens für die Stadt Stralsund, in den sogenannten nordischen Krieg verwickelt und bei Quastenberg, in der Nähe von Stargard in Mecklenburg 1315 und bald darauf abermals bei Gransee