Eine verschollene Getreideart.
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dem die Fünfzahl der Ähren sehr viel beständiger ist als bei unserem Panicum.n Dieser Dactylos officinali s ist in den wärmeren Erdstriche wohl noch mehr verbreitet als Panicum sanguinale. Er ist aus den Mittelmeerländern wohl erst mit dem Weinbau in die Rheingegenden eingewandert; vereinzelt ist er, sicher im Gefolge derselben Kultur, auch in unsere Marken gelangt, wo er mindestens an einer Fundstelle, an den steilen Havelufern bei Baumgartenbrück hinter Potsdam seit etwa 75 Jahren (v. S chlechtendal, Flora Berolinensis I. 1823, pag. 42) jährlich beobachtet wird.) 1
Im Gegensatz zu dieser Blutung erregenden, werden einem anderen Grase, welches schon die Väter der Botanik in unserem Panicum sanguinale wiederzuerkennen glaubten, blutstillende Eigenschaften zugeschrieben. Plinius berichtet, wie schon Theophrastos (Hist. pl. IX, 15, 3) der sie e lax “‘M 0 ? nennt, an einer anderen Stelle 2) von einem Gras Ischuemon (-onis), ) dessen Blätter er als rauh und wollig bezeichnet, was allerdings auf Punicum snnguinale passen würde. Die blutstillenden Eigenschaften auf welche der griechische Name deutet, sollen zuerst von den Thrakern bemerkt worden sein. Es wurde speziell zur Stillung des Nasenblutens angewendet, zu welchem Zwecke es in die Nasenlöcher gestopft wurde. Indess sollte die Wirkung auch eintreten, wenn das Gras um den blutenden Körperteil gebunden wurde. Der deutsche Botaniker Theodor Müller aus Bergzabern in der Rheinpfalz (Taber- naemontanus + 1590) führt in seinem Kräuterbuch 1. S. 553 der Ausgabe von 1013, zwei Gräser unter den Namen Ischaemum auf. Ob das erstere, wie Körnicke meint, auf die immerhin ziemlich seltene kahle Form des Panicum sanguinale oder auf das nahe verwandte, bei uns an Wegen und auf Sandfeldern viel häufigere Panicum lineare Krock. nec L. (P. g labrum Gaud.), wie S chrader Fl. germ. I. 1806, pag. 163 vermutet, und auch mir wahrscheinlicher ist, zu beziehen ist, dürfte wohl schwer zu entscheiden sein. Das zweite ist Andropogon Ischae- mon. Die violett-blutrote Farbe, welche bei den genannten Panicum- Arten die ganze Pflanze zuletzt anzunehmen pflegt und die bei
1) Dagegen ist er an den beiden anderen von mir angegebenen Fundorten, bei Luckau und Boitzenburg in der Uckermark neuerdings nicht mehr wiedergefunden. Vergl. Grantzow, Flora der Uckermark 1880, S. 322. Bohnstedt hat ihn in seine Flora Luccaviensis 1882, 2. Aufl. 1889 gar nicht aufgenommen.
2 ) XXV. 45. Ischaemonem Thracia invenit, qua ferunt sanguinem sisti, non aperta modum vena, sed etiam praecisa. Serpit e terra, milio similis, foliis asperis et lanuginosis, farcitur in nares. Quae in Italia nascitur et sanguinem eadem adalligata sistit. (Vielleicht dieselbe Pflanze ist mit dem XXIV. 119 genannten Dactyli tertium genus gemeint, von der es heisst: Gramen capiti circumdatum sanguinis e naribus fluxionem sistit. Körnicke briefh)
3 ) Die schon bei Tabernaemontanus vorkommende Form Ischaemum ist also unzulässig.