Eine verschollene Getreideart.
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den seit dem verflossenen drei Jahrzehnten ist mir darüber keine bestimmte Nachricht zugegangen;, 1) wohl aber scheint der Verbrauch von dem ich in meiner Jugend oft sprechen hörte, erheblich abgenommen zu haben. Die Konsumenten rekrutieren sich jetzt fast nur aus den hier angesiedelten Eingeborenen der östlichen Provinzen unseres Staates. So wies mir Herr Oberverwaltungsgerichts-Rat Arnold (aus Stolp) die eine, Herr Prof. Schumann (aus Görlitz) die zweite der unten angegebenen Firmen nach. Ich halte es daher nicht für überflüssig, meinen Leserinnen, behufs eines sehr zu empfehlenden kulinarischen Versuchs (ich wenigstens habe die „Schwadengrütze“ in Milch gekocht sehr wohlschmeckend gefunden) zwei „Mehl- und Vorkosthandlungen“ zu nennen, wo die anderwärts meist unbekannte oder doch nicht geführte Schwadengrütze vorrätig ist: Johannes Friese (Zimmerstr. 39) und
Gustav Wegener (Neue Grünstr. 26, Potsdamerstr. 6 und Oberwasserstrasse 14).
Auch im südlichen Schweden wird Mannagryn (Mannagrütze) gesammelt. Linne berichtet in seiner Reise nach Schonen als Augenzeuge über ihre Gewinnung.“) Nach dem berühmten schwedischen Floristen und Pilzforscher Elias e Fries 3 ) ist dieses südschwedisch Mannagras aber nicht Glycerin fluitans, sondern die von ihm erst 1839 als Art abgetrennte, gleichfalls über den grössten Teil Europas verbreitete e G. plicata. Seine Vermutung , 4) dass auch das preussisch Mannagras zu dieser Art gehöre, wird zwar von , Sanio 5 ) bestritten welcher behauptet, dass bei Eyck (Ostpreussen) nur die Frucht der G. fluitans gesammelt wird, indes passen die in Berlin eiugekauften Proben besser zu der kürzeren und dickeren Fruchtform der G . plicata als zu der schlankeren der G. fluitans, wie sie Wittmack (Gras- und Kleesamen (1873) Taf. III, Fig. 26) übereinstimmend mit dem Befunde meines Herbars abbildet. Die von Nobbe (Samenkunde (1876) S. 411, Fig. 221 d) abgebildete Frucht halte ich trotz der spitzen Deckspelze für G. plicata. Übrigens bezweifeln angesehene Floristen, wie Sonder, Döll, Marsson die Artverschiedenheit der von Fries getrennten Formen, die aber der sonst so kritische Sanio a. a. 0. verteidigt. Wenn die
1) Nach der Sitzung am 27. Febr. teilte mir Herr Hammer mit, dass er als Augenzeuge versichern könne, dass Schwaden hei Ziebingen, südlich von Frankfurt a. O., nicht weit von dem S. 40 genannten Rampitz, gesammelt werde. Über die sich daran knüpfenden hohes folkloristisches Interesse bietenden Gebräuche hat er weitere Mitteilungen in Aussicht gestellt. Über Freienwalde und Belzig vgl. Friedel Bd. III, S. 317.
2 ) Der Scanicum (1851) p. 348 - 351 nach Nyman Sveriges Fanerogamer II. S. 485.
3 ) Fries, Summ. Veg. Scand. I (1840) p. 244, 245: Haec in Russia facile omni
Europaea, ex Am. Nylander in litt., vulgata, ni fallor est vera mater granorum M unnagryn, cum longe largiorem afferat messem seminum quam G. fluitans.
4 ) Novitiae Florae Scandinav. Mantissa II. p. 0.
5 ) Abhandl. Bot. Verein d. Prov. Brandenburg XXXLI (1891) S. 104.