Heft 
(1896) 4
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Kint* verschollene Getreideart.

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derselbe schon von Scopoli,n. 1) für ersteres von Pacher 2) bestritte Auch aus den ungarischen Kronländern habe ich vorläufig keine neueren Nachrichten. Dagegen wird Bluthirse in zwei cisleithanischen Kron- ländern Österreich-Ungarns noch heut in beträchtlichem Umfange an­gebaut, in Steiermark und Böhmen. Was das erstere betrifft, so führt schon Körnicke (a. a. O. 283) folgendes Zeugnis an:Burger,) 3 welcher in Klagenfurt lehrte, fand es imsüdlichen Deutschland, d. h. wohl in den südlichen cisleithanischen Staaten Österreichs nur noch auf den öden Drischfeldern des Pettauer Feldes in Steiermark angebaut. Ich bin in der Lage, einen Belag für den Anbau in Steiermark aus der Hand eines des namhaftesten Berliner Botanikers vorzuführen. Im hiesigen Botanischen Museum bildet sich ein Exemplar, welches der berühmte E. H. L ink, 1813-1850 ordentlicher Professor der Botanik an der Universität und Direktor des Botanischen Gartens zu Berlin, bei Graz sammelte. Die Etikette besagtculta prope Graecium Styriae. Das Datum ist leider nicht angegeben; schwerlich ist dasselbe vor 1833 zu setzen, in welchem Jahre der zweite Teil des Hortus Berolinensis erschien, in dem, wie auch in früheren Schriften Links, die Thatsache des Anbaus dieser Art als Getreide nicht erwähnt ist. Nicht unwahr­scheinlicher Weise wurde das Exemplar gerade in diesem Jahre, in dessen Herbst Link mit Leopold v. Buch nach Griechenland reiste, aufgenommen. Dass P. sang. noch jetzt als Kulturpflanze bei Graz zu finden ist, ist kaum wahrscheinlich. Dagegen teilt mir Herr Ernst Preissmann in Graz, einer der besten Kenner der Flora Steiermarks, folgende ausgiebige Bestätigung der Burgersehen Angabe mit:Panicum sanguinale L wird in Steiermark thatsächlich gebaut, allerdings aller nicht sehr häufig und nur in einem beschränkten Gebiete, nämlich von der Thalweitung der Drau bei Lembach (westlich von Marburg) angefangen über das Pettauerfeld bis gegen die ungarische Grenze; ich selbst habe die Pflanze auf dem oberen Pettauerfelde an der Eisenbahn Pragerhof-Pettau und auch auf dem unteren Pettauerfelde stellenweise gebaut gesehen; Maly in seiner Flora von Steiermark erwähnt hiervon nichts, wohl aber giebt O. A. Murmann, Beiträge zur Pflanzengeographie der Steiermark (Wien,

1) Flora Carniolica ed. II. 1772, p. 53.

2 ) Flora von Kärnten, S. 114, 1880 (nach Preissmann briefl. Mitt.). Verfasser bezieht sich auf eine angebliche Äusserung von Dr. Sauter in Flora 1824, No. 14. Die gemeinte Notiz, welche übrigens zu der oben S. 43, 45 erwähnten sehr dankenswerten Mitteilung Hornschuchs Veranlassung gab, ist ein redaktioneller Hinweis auf einen Artikel in Hoppes Botanischen Taschenbuch 1810, der gleichfalls nur bekannte ältere Angaben zu wiederholen scheint. Die Vermutung Pachers, dass eine Verwechselung von für sanguinale mit P. itali cum vorliege, hat wenig für sich, da beide Pflanzen den Botaniker wie für den Laien leicht zu unterscheiden sind.

3 ) Lehrbuch der Landwirtschaft II (1821) 8. 71.

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