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Eine verschollene Getreideart.
Braumüller 1874) auf pag. 4 an: P an. sanginale Schr eb. — Häufig
auf bebautem Land als Unkraut, in Untersteiermark auch im Grossen gebaut: bei Marburg, Lembach, im unteren Pettauerfelde. Unter Drisch- feldern verstellt man, wenigstens im Pettauerfelde und gewiss auch anderwärts, solche Äcker, auf welchen die obere, für den Pflanzenwuchs maassgebende Bodenschicht, sehr stark mit Schotter (Kies) und Sand vermengt, und der Humus nur in geringer Menge vorhanden ist, die also auch nur ein geringes Erträgnis liefern können.“ In wirtschaftlicher Hinsicht ergiebt sich das Gleiche aus der Aufklärung, die mir Professor Körnicke brieflich über das Wort giebt: „Drisch- (oder Dreesch)felder sind bebaute Äcker, welche man mehrere Jahre unbestellt und, das etwaige Abweiden abgerechnet, unbenutzt liegen lässt, damit der Boden wieder neue Kraft sammeln kann. In neuerer Zeit spricht man allerdings auch von Kleedreesch = Kleebrache, wo also die Felder bebaut werden, aber mit einer Stickstoff sammelnden Pflanze, und nur 1 oder 2 Jahre.“ — Übrigens wurde auch von Prof. von Rodiczky - Budapest (früher in Ung. Altenburg) der Anbau der Bluthirse in Unter-Steiermark konstatiert, welcher Herrn Prof. M. Staub in Budapest auf Befragen mitteilte, dass diese Pflanze von den Slowenen gebaut werde. Mit von dort mitgebrachtem Samen wurde jedenfalls der Kultur-Versuch in Ung. Altenburg 1880 ausgeführt, dessen Ergebnis Werner: 1) mitteilt 420 kg Körner, 1200 kg Stroh per ha, während Prof. Wilhelm in Graz (wohl auch aus von diesem Gebiet bezogenem Samen) 520 kg Körner und 780 kg Stroh erzielte.
Für den Anbau in Böhmen finden sich verschiedene Zeugnisse, darunter auch solche aus der Neuzeit. J. Kühn führt dafür noch einen Gewährsmann aus dem vorigen Jahrhundert, Mehler an (Physik, ökon. Bibliothek XIX, S. 26). Vor fast 60 Jahren sagt Opiz 2) von P. sang.: „Häufig gebaut in der Umgebung von Prelauc, Elbeteiniz,
Schuchiz.“ In derselben Gegend wurde sie noch vor wenigen Dezennien kultiviert und hat sich sicher von der Zeit des Matthiolus bis auf den heutigen Tag erhalten. Der ausgezeichnete böhmische Florist, mein verehrter Freund Prof. Ladislav Celakovsky in Prag, erwähnt diese Kultur allerdings in der ersten Abteilung der deutschen Ausgabe seines Pro- dromus der Flora von Böhmen (1867) nicht, aber schon in dem 1869 erschienenen ersten Teil der böhmischen Ausgabe (Prodromus kveteny ceske S. 32) macht er darauf bezügliche Angaben und noch vollständigere Mitteilungen finden sich im 4. Teil der deutschen Ausgabe (1881) S. 708: „Wird im östlichen Elbegebiet auf den Sandalluvien häufiger gebaut
1) Körnicke und Werner, Handb. des Getreideb. II S. 908.
2 ) Graf Berchtold, Ökonomisch-technische Flora Böhmens (I 1836) S. 498. (Körnicke briefl.)