Heft 
(1896) 4
Seite
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Eine verschollene Getreideart.

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. . . so bei Horusic nächst Kuttenberg, bei Chlumec, Prelouc, Pardubic [bekannte Eisenbahnstation], Königingrätz.

Für den Anbau unserer Pflanze im deutschen Reiche finde ich, abgesehen von jener Angabe Beckmanns in Schlesien, keine ältere litterarische Erwähnung als meine eigenen Mitteilungenn 1) über einen i unserer unmittelbaren Nähe beobachteten Fall. Der um die Flora des märkischen Odergebietes hoch verdiente Kantor Schäde in Alt-Reetz bei Wrietzen 2) teilte mir 1859 mit, dass er in einem Garten des be­kannten, halbwegs zwischen Berlin und Potsdam gelegenen Dorfes Zehlendorf, das für unsere Provinz sehr seltene Panicum ciliare Retz., eine samenbeständige Varietät des P. sanguinale mit borstig gewimperter dritter Spelze, seit vielen Jahren zum ersten Male wieder beobachtet habe. Dieser Garten war früher seinem Vater, der damals noch als emeritierter Küster und Lehrer dort lebte, zur Benutzung überwiesen und derselbe hatte darinHimmelthau angebaut. Wie lange Zeit seit dem Aufhören dieses Anbaus verflossen, und woher die Samen bezogen, habe ich bei meinem Besuch des Gartens, da mich damals diese Fragen weniger interessierten, als das Auftauchen der seltenen Form, leider festzustellen versäumt. Ob dieser Himmelthau, wie zu vermuten nahe liegt, der Var. ciliare angehörte, bleibt gleichfalls ungewiss. Damals schien die Annahme wohl berechtigt, dass dies nicht der einzige Fall von Kultur des Panicum sanguinale in unserer Provinz gewesen sein werde; indes ist mir seitdem keinerlei darauf bezügliche Mitteilung zugegangen.

Das einzige Gebiet im nordöstlichen Deutschland,s 3) wo das Gra sicher noch heut, und wohl schon seit undenklicher Zeit angebaut wird, ist ein beschränkter Bezirk in der preussischen Oberlausitz und im angrenzenden Schlesien, dessen Mittelpunkt der bekannte Eisenbahn- Kreuzungspunkt Kohlfurt zu bilden scheint. Im Jahre 1876 veröffent­lichte Julius Kühn in Fühlings Landwirtschaftlicher Zeitung S. 85 bis 38 einen kleinen Aufsatz unter dem bezeichnenden TitelEine alte, aber wenig gekannte Kulturpflanze und ein neuer Parasit derselben. Er teilt darin mit, dass er schon vor Jahren in kleinen Orten der Görlitzer Heide auf sandig-moorigen Boden Panicum sanguinale in Kultur gesehn habe. Es reifen die leicht ausfallenden Körner sehr ungleich, weshalb es geschnitten werden muss, wenn die Mehrzahl der Körner in die Gelbreife getreten ist. Wollte man das Dürrwerden der

1) Verhandl. Bot. Ver. Brandenburg I (1859) S. 23. Flora d. Prov. Brandenburg I (1864) S. 806.

2 ) Gestorben 1868. Sein Herbar befindet sich im Besitz des Kgl. Landwirtschaft­lichen Museums hierselbst.

3 ) Aus der ganzen Westbälfte unseres Vaterlandes liegen weder aus alter noch aus neuer Zeit Angaben vor.

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