Eine verschollene Getreideart.
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Rossa), auch in der Diminutivform Rosicka ; der von Batalin angeführte russische Name Tscherwonnaja Rossitschka (rote R.) deckt sich nahezu mit dem von Celakovskv angeführten R osicka krvavá (blutrote). Rosa bedeutet, wie mir Celakovsky schreibt „Thau“. Dieser Name stimmt also durchaus mit Himmelthau bez. M anna überein, Bezeichnungen von entschieden theologischem Klange. Wir irren also wold nicht, wenn wir annehmen, dass die Wiege der europäischen Bluthirse-Kulturd 1) in einem „illyrischen“ Kloster gestanden habe. Irgen ein Pater Gärtner, dem die mehlreiclien Körner der wilden Pflanze auffielen, kam auf den Gedanken, dieselbe durch Anbau zu vermehren; die Freude an dem gelungenen Versuch sprach sich in der biblischen Benennung aus. Das neue Getreide verbreitete sich durch die benachbarten Slawenländer, sagte aber dem Geschmack der deutschen und wälschen Nachbarn nicht zu. Es ist fast überraschend, dass es von Görz aus nicht weiter nach Italien hinein vorgedrungen ist.
Man könnte auch vermuten, dass die erwähnten Namen ursprünglich den so oft mit der Bluthirse verwechselten Schwaden, etwa wegen dessen Einsammlung in thaufeuchtem Zustande, angehören; dass dem irdischen Thau dann, gleichfalls unter geistlicher Nachhülfe, der himmlische, die Manna substituiert wurde und diese Namen dann auf die Bluthirse übergingen. Indessen finde ich unter den sonstigen Namen des Schwadens keinen, der diese Annahme unterstützen könnte. Wenn wir aus der geographischen Verbreitung der Schwaden-Nutzunge 2) ähnlich Schlüsse ziehen, wie sie Körn icke für die Bluthirse aufstellte, so liegt es nahe, zu vermuten, dass dies Korn zuerst von den littauischen Völkern, zu denen ja auch die alten Preussen gehörten, beachtet wurde, und dass diese Nutzung dann auf die slawischen Nachbarstämme und zuletzt auf die deutschen Ansiedler, die später die Sitze der Slawen und Littauer einnahmen, übergegangen ist. n Hehn 3 ) erwähnt für de Schwaden den littauischen Namen malnos , den er mit fueXivn, einen der griechischen Hirsenamen und dem latein. milium zusammenstellt. Gegen Schräders Ableitung dieses Worts von molere mahlen (a. a. O. S. 545), spricht wohl der Umstand, dass Hirse und Schwaden von allen Korn- früchtem am wenigsten mit der Mühle zu thun haben. Das Wort Schwaden erklärt sich durch die Analogie der Vorgänge beim Mähen des Getreides (in „Schwaden“) mit dem Einernten der Glyceria-Frucht.
Es ist uns übrigens für das kultivierte Panicum sanguinale ausser dem geistlichen Manna-Namen noch ein anderer, allerdings nicht im
1) Dass sich der Anbau dieser Pflanze von Ostindien aus, wo sie nach Royle gleichfalls kultiviert wird, nach Europa verbreitet haben sollte, scheint mir kaum wahrscheinlich.
2) Nach Batalin (briefl.) ist Schwaden auch in Petersburg als „Manna“ käuflich.
3 ) Kulturpflanzen und Haustiere, VI. Aufl. Neu herausgegeben von Schrader, Mit botanischen Beiträgen von Engler. 1894. S. 59.