Kleine Mitteilungen.
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fahrtsort Lourdes (Paris 1894) an Ort und Stelle eingehende Studien gemacht, schreibt S. 300 von einem die Grotte besuchenden Geistlichen, in welcher die Seherin von Lourdes, Bernadette Soubirons, später Schwester Marie-Bernhard von den barmherzigen Schwestern von Nevers (geb. 1844, + 16. April 1879) i. .1. 1859 die Erscheinung der Heiligen Jungfrau schaute: „Und er sah die Sächelchen, die ihn unendlich rührten, Blumensträusse in Menge niedergelegt zu den Füssen der Jungfrau, kindliche ex-voto, vertragene kleine Schuhe, eiserne Bruststücke, Puppen-Krücken ähnlich einem Spielzeug.*) Unter dem natürlichen Steinbogen, wo die Erscheinung sich vollzogen hatte, an dem Orte, wo die Pilger die Rosenkränze und die Medaillen rieben, welche sie weihen wollten, zeigt der Felsen sich vertieft und poliert. Millionen brennender Lippen hatten sich dort aufgedrückt, mit einer solchen Liebesbrunst, dass der schwach geaderte Stein eine förmliche Patina und einen Marmorglanz angenommen hatte.“ — Diese Stelle hat hervorragendes Interesse für die insbesondere an unsern Backsteinkirchen befindlichen, aus katholischer Zeit überkommenen Grübchen und Näpfchen, welche von einigen Altertumsforschern als durch Drehen von Münzen entstanden, erklärt werden. In Lourdes übt man dies Drehen von Wallfahrtsmedaillen noch jetzt. Dadurch entstehen allmählich mehr oder minder halbkugelige Vertiefungen. Es ist daher die Vermutung, dass manche der Näpfchen an der Aussenseite unserer heimatlichen Kirchen also hervorgerufen seien, in der That nicht abzuweisen. E. Friedel.
Nochmals der Parchent in Luckau.**) Als Bezeichnung einer Örtlichkeit, die in allen Fällen bestimmte Beziehungen zur mittelalterlichen Befestigung der Städte hat, ist der Name „Pärchen oder Parchent“ noch in manchen Städten gebräuchlich oder bis vor kurzem gebräuchlich gewesen. Ersteres hat Anwendung z. B. auf Sagan und Sprottau, letzteres auf Grünberg i./Sch. In Sagan ist der „Pärchen“ eine lange schmale Gasse, die sich zwischen der noch teilweise vorhandenen mittelalterlichen Stadtmauer und dem Bober hinzieht, ein äusserer Wallgang also. In Sprottau liegt der jetzt zu Promenadenanlagen umgewandelte „Pärchen“ hart am Ufer der Sprotta zwischen dieser und den wenigen noch vorhandenen Mauerresten. Er endet gleich der Mauer an der Mündung der Sprotta in dem Bober. Ähnlich war die Lage der „Pärchen“ genannten Örtlichkeit in Grünberg. So hiess im Anfang des Jahrhunderts noch das Terrain, das sich aussen an der Stadtmauer entlang von einem der alten Stadtthore bis zum nächsten Mauer- pförtchen erstreckte. Bei der Stadterweiterung wurde das seit 1578 als Schiessgraben benutzte Land parzelliert und bebaut. Damit verschwand auch der Name!
*) Auf einem der Wandgemälde, welche vor kurzem in der Kirche zu Dahlem, Kreis Teltow, entdeckt und von Herrn Geheimrat Bluth in der diesjährigen Januar- Sitzung besprochen wurden (Bd. III. S. 281 d. Mtsbl.), befinden sich oberhalb der Figur der Heiligen Anna dergl. märkische ex-voto angebracht, ein Kinderhemdchen und mehrere Krücken, auf wunderthätige, durch die Heilige bewirkte Heilungen hindeutend. Fr.
**) Vergl. Monatsblatt 3. Jahrg. 8. 148, 198, 238.