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Bericht über die 2. Sitzung des IV. Vereinsjahres.
spiegelt den allgemeinen Aufschwung des Wohlstandes und der gewerblichen und Handelsverhältnisse Berlins wieder, der seinen Höhepunkt in der Mitte und in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts erreicht, einen Aufschwung, als dessen mittelbare Folgen auch die damals durch die neuen Verhältnisse nöthig gewordenen neuen Zunft- und Gilde- Organisationen anzusehen sind, deren Privilegien, bezw. in umgeänderter Gestalt, meistens aus jener Zeit datieren. So traten denn auch im Jahre 1555 die 23 Berliner Goldschmiedemeister zu einer Zunft zusammen und brachten ihre Satzungen „aufs pappir“. Die betreffende Urkunde ist in dem Sarre’schen Werk facsimiliert wiedergegeben und hat dadurch ein erhöhtes Interesse, dass jeder Meister zu seiner Unterschrift auch sein Stempelzeichen beifügte.
Das Werk enthält u. a. auch Verzeichnisse der Städtischen Beschauzeichen, der Feingehaltszeichen, der Kontrollzeichen und der Meisterzeichen, die sämmtlich für die Beurteilung altertümlicher Goldschmiedearbeiten von Wert sind; ferner sind einige Portraits berühmter Meister, sowie eine Anzahl der vorzüglichsten aus Berliner Werkstätten hervorgegangenen Goldschmiede-Arbeiten auf Lichtdruck-Tafeln wiedergegeben. Der Verfasser hat durch die Herausgabe dieses Werkes allen kunst- lind gewerks-geschichtlichen Forschern und sonstigen Interessenten einen grossen Dienst erwiesen.
Herr Buchholz berichtet über einige, vom Mitglied, Ltnt. Schmidt- Neuhaus gesammelte und dem Märkischen Museum geschenkte Erinnerungen an den
Geselligen Verein der Freunde mit dem Hut.*)
In der Mitte der 40er Jahre hatte sich in einigen europäischen Grossstädten eine Bewegung gegen das Abnehmen des Hutes beim Grüssen, wie in öffentlichen Lokalen, bemerklich gemacht, die auch in Berlin und zwar zum Theil in gebildeten Kreisen, Anhänger fand.
Diese versuchten für ihre Neuerung in öffentlichen Lokalen, z. B. bei Kroll’s, Propaganda zu machen, hatten aber einen sehr kläglichen Erfolg; denn sie wurden, wegen ihrer Opposition gegen die verlangte Abnahme des Hutes, einfach hinausgeworfen.
Darauf verbanden sie sich am 15. Juni 1845 zu einem Verein, mit der Firma: „Verein der Freunde mit dem Hut“ und innerhalb dessen Versammlungen konnten sie dann nach Herzenslust ihrem Prinzip treu bleiben.
Doch die Befriedigung darüber scheint nicht lange gewährt zu haben, denn schon im nächsten Jahre bringt man den Hut aus der Firma und zeichnet: „Verein der Freimüthigen“, verbietet auch schon das Auf-
*) Vergl. S. 64 d. Jahrg,