Bericht Ober die 2. Sitzung des IV. Vereinsjahres.
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vier Ruthen und sechs Fuss in der fronte und sowohl selbige, als die Giebelwände nach dem von Sr. Kgl. Majestät Allergnädigst approbierten Abriss in der neuen Friedrichstrasse massiv bauen wollen.
Berlin d. 8. Septbr. 1732.
A. E. v. Blankensee. v. Gerlach.
Zum näheren Verständnis dieser interessanten Belagstücke für die Bauthätigkeit Friedrich Wilhelms I., namentlich auch zur Erklärung des Begriffs der darauf erwähnten „Bauportionen“, werfen wir einen kurzen Blick auf
die Entstehungsgeschichte der Friedrichstadt,
welche in der weiteren grossen Entwickelung Berlins das Herz der Reichshauptstadt mit dem wertvollsten Grund und Boden geworden ist, während damals der Soldatenkönig die Baustellen verschenken und noch Bausubventionen dazu geben musste, um baulustige Abnehmer zu finden.
Im Jahre 1658 hatte der Grosse Kurfürst „um in Anseh- und Betrachtung der vor Augen schwebenden Läufften, vor allen feindseligen Überfall, desto mehr gesichert zu sein“ die Schwesterstädte Berlin und Kölln, welche bis dahin nur durch die mittelalterlichen Umfassungsmauern geschützt waren, mit Festungswerken nach dem neuen Vauban’schen System umgeben lassen. Im Westen von Kölln, jenseits des Spreearms, waren diese Werke etwas weiter hinausgerückt, so dass zwischen denselben und dem Spreearm Raum für eine dritte Stadt entstand, die der Kurfürst „nach seinem Nahmen“ „Friedrichswerder“ nannte und deren Anbau er ausserordentlich begünstigte. 15 Jahre später priviligierte der Grosse Kurfürst auf Betreiben seiner Gemahlin Dorothea auch die Anlage einer vierten Stadt „auf dem Acker so zur rechten Seite vorm neuen Thor *) des Friedrichswerders nach dem Thiergarten belegen,“ nämlich der Dorotheenstadt. Kurfürst Friedrich III., der spätere erste König, wollte nun, wie Küster schreibt, „gleich anderen Potentaten und vornehmlich nach dem Exempel seiner Vorfahren, auch einen Ort in seinen Landen, den er selbst fundieret, wissen“ und er beauftragte deshalb gleich beim Antritt seiner Regierung (1688) den Baudirector Johann Heinrich Behren, auf dem westlich vom Friedrichswerder, jenseit der Festungswerke gelegenen Köllnischen Acker eine neue Stadt, „so von ihrem durchlauchtigsten Fundatore Friedrichsstadt heissen sollte“ anzulegen. Wer sich dort anbauen wollte, erhielt die Baustelle, ausserdem auch noch Holz, Kalk und Steine
*) Das „neue Thor“ wurde damals das Festungsthor genannt, welches zwischen dem heutigen Opernhaus und der Hauptwache lag.