Parchent, richtig Pärchen.
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grösserer Berechtigung, als dieselbe bei dein linken Bilde zulässig erscheint. Diese Deutung, der sich auch die Teilnehmer der vorerwähnten Wanderversammlung •zum grössten Teile entschlossen, lautet auf: „Sa- lomons Urteil im Streite der beiden Frauen um das Kind“, während die Auslegung der linksseitigen Malerei als Anbetung der h. drei Könige schon sehr gewagt erscheinen muss.
Berlin, im Januar 1895. W. Pütz.
Parchent, richtig Pärchen.
Die in dem Monatsblatt der Brandenburgia von Herrn Lehrer Scharn- weber angeregte Frage: „Was bedeutet der Parchent in Luckau?“ hat trotz wiederholter Anläufe, die dazu genommen worden sind, eine endgiltige Beantwortung nicht gefunden. Ich will, soweit mein Wissen reicht, eine solche versuchen, oder mindestens einen Beitrag dazu liefern. Es ist nicht zu verkennen, dass aus einem sprachlichen Überlebsei, dessen Begriff im Laufe von Jahrhunderten unklar geworden, wenn nicht gar verloren gegangen ist, die Sache zu erklären, äusserst schwierig ist, namentlich wenn dies nur auf dem Wege der sprachlichen Entwickelung versucht wird. So liegt die Sache mit dem „Pärchen“. Man kann noch schwerer zu einer Erklärung kommen, wenn man die Frage, wie geschehen, lokalisiert.
Der Begriff „Pärchen“ existiert noch anderwärts in der Niederlausitz, nur ist nicht immer das t angehängt, das so sehr dazu verleitet in Ueber- cinstimmung mit dem formvenvandten „Barchent“ —Wollköperstoff—dieses Wort auch mit B zu schreiben. Dieses t ist lediglich eine eigentümliche Erscheinung des Niederlausitzer Dialektes. Dieser hängt mit Vorliebe ein t den mit n sehliessenden Wörtern an. Man spricht dort z. B. „wennt“ „niant“ „ebent“ statt „wenn“ „man“ “eben“. Das wird in Luckau ähnlich sein, wie es in der Nachbarstadt Lübben war, wo man vor 40 und mehr Jahren den Schülern, um ihnen die falsche Sprechweise abzugewöhnen, ironisch vorsagte: „Wennt nnint heker uf den Berg ruffer kimint, hat mant ’ne sehentcre Aussicht“, d. i.
„Wenn man höher auf den Berg hcraufkonnnt, hat man eine schönere Aussicht“.
Gleichzeitig sollte die dort sehr mangelhafte Aussprache der Doppellaute gerügt werden.
Ich habe in Lübben in meiner Jugend fast ohne Ausnahme und vorherrschend in Kreisen, wo man sich sprachlich nicht gehen zu lassen pflegte, „Pärchen“ sprechen hören und bin deshalb geneigt, diese Form für die richtigere zu halten. Die sprachliche Ableitung, auf die ich später zurückkomme, wird mir darin i'echt geben.
Es würde sich zunächst fragen, ob ausser der für Luckau beschriebenen Örtlichkeit, an der Stadtmauer liegende, bis an den Stadtgraben reichende