Heft 
(1896) 4
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Kleine Mitteilungen

diesen Völkern auch in sprachlicher Beziehung nicht auffnllen; denn der jetzt bestehende Sprachunterschied ist erst die Folge jahrhundertlanger ein­seitiger Entwickelung.

Ich bin der Meinung, dass unser Bark in seiner zweierlei Bedeutung auf denselben Ursprung wie mag man eindeutsches oder slavisehes Wort nnnehmen Pärchen nicht nur zurüekzuführen ist, sondern auch dieselbe Sache bezeichnet. Der Schlosspark ist ursprünglich der mit Bitumen besetzte Barchen des Schlosses, der sich allmählich zu einem kleinen Wahle ausdehnte, nachdem die Umwehrung, der eigentliche Barchen, gefallen war und in einer einfachen Umzäunung einen Ersatz gefunden hatte. Der Artilleriepark, der Geschützpark, der Fuhrpark, was sind sie ursprünglich? Die altdeutsche Wagen­burg, die dem Lager als Umwehrung und Schutz diente. Fast noch auffälliger wird die Uebereinstimmung des von mir erklärten Barchen, wenn auch in übertragener Bedeutung, mit dem französischen Barkett, sei es als die Stelle hinter den Schranken, wo der Gerichtshof seinen Sitz hat, sei es das Parkett vor der Bühne. Auch vor dem Barchen der mittelalterlichen Städte spielte sich die Handlung ab, wenn sie auch meist blutig war.

Es erscheint immer wieder der Begriff des Uinwehrcnden und des Schützenden in Verbindung mit dem Umwehrtcn und Geschützten und es fragt sich sehr, ob das Wort nicht demselben Wortstamm entsprungen ist, aus dem unser Zeitwortbergen sich entwickelt hat.

Als Ergebniss meiner Untersuchung hinsichtlich der aufgestellten Frage verzeichne ich:

Barchen war im Mittelalter der vor der Kingmauer gelegen ge­wesene, mit einer Bretterwand geschützte Landstreifen. Es liegt die grössere Wahrscheinlichkeit dafür vor, dass das Wort Barehen aus dem Wendischen soweit die Niederlausitz in Betracht kommt entstammt.

Vielleicht sind die Akten über diesen Gegenstand noch nicht geschlossen; mindestens hat der Mann, der die Kriegswissenschaft von Berufswegen pflegt, das letzte Wort.

Berlin, 4 . .Januar 1805. K. Altrichter.

Kleine Mitteilungen.

Prof. Dr. Heinrich Pröhle, der kürzlich auf seinem Ruhesitze in Steglitz verstorbene Literarhistoriker, war ein Original im besten Sinne des Wortes. Er wirkte vordem als Lehrer am Luisenstädtischen Realgymnasium in Berlin und fasste seinen Beruf in idealster Weise auf. In den Kreisen seiner ehemaligen Schüler erfreute er sich hoher Verehrung, die bei der Feier seines siebzigsten Geburtstages im Jahre 1892 ganz besonders zum Ausdruck gelangte. Neben seinen wertvollen Arbeiten über Goethe und Schiller, Lessing und Heine hat Pröhle als Biograph Jahns und Gottfr. Aug. Bürgers sowie als Herausgeber von "Wielands Werken sich