Heft 
(1896) 4
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Säugetiere der Trovinz Brandenburg

verdrängt und ausgerottet. Diese Rattenvertreibung geschieht durch die städtische Kanalisation Berlins. Solange noch die lieblich duftenden offenen Rinnsteine mit ihren, lauschige Verstecke bildenden Rinnsteinbrücken vor­handen waren und die HausentWässerungen dort ansohlossen, war die Residenz ein Ratten Eldorado, wo die Nacktgeschwänzten in Küche und Keller, Stall und Rinnstein ziemlich ungestraft wahre Orgien feiern konnten. Damit ist es aus; die festen gemauerten Kanäle mit ihrem gefährlich hohen Wasser­stande und ihrer beständigen Strömung dulden keine Rattennester. Die festen Ufermauern haben sie und die ebenso ekelhafte Wasserratte oder Schermaus (Arvicola amphibius) vom grünen Strand der Spree vertrieben. Kurzum, es wachsen schon jetzt Kinder in Berlin auf, welche die Ratte nicht mehr sehen, nur von Hörensagen kennen und sieh erzählen lassen, wie eigentlich Stadtbaurath Ilobrecht der grimme Vertilger der Ratten ist, den sie so bitter hassen und am liebsten verderben würden, gerade so wie die Mainzer Mäuse den Erzbischof Hatto im Mäusethurm im Rhein. In der That soll es in der Eriedrichstadt, von grossen Holzplätzen abgesehen, kaum mehr eine Ratte geben. B. T. Bl. 27. 7. 1892. Vgl. dazu Nr. 17.

10. Fischotter, Lutra vulgaris. Eine von den Fischottern, welche unter dem Kunstausstellungs-Gebäude am Cantian Platz in Berlin hausen, ging dieser Tage Fischern in ihr Netz. Mit einiger Anstrengung gelang cs, das Hinke Tier zu bändigen, trotzdem es das Netz teilweise zerriss und zerbiss. Schliesslich aber wurde es getödtet. B. T. Bl. 11. 10. 1881.

11. Die Fischottern, über deren unliebsames Verhalten in der Spree innerhalb Berlins wir gestern berichtet haben, zeigen sich auch vor der Stadt an der Oberspree als arge Fisehräuber. Dem Märkischen Museum wurden unlängst schön skelettierte Köpfe riesiger Welse vorgelegt, welche von Fisch­ottern in der unmittelbaren Nähe der Sachseschen Schwimmanstalt erbeutet worden sind. Es ist dort eine Stelle vorhanden, die man als ein Knochen- und Grätendepot, gewissennassen als Kjökkenmöddings bezeichnen kann, welche zwischen den Pfählen der Schwimmanstalt allmälig von den fisch­vertilgenden Fischottern angelegt werden und sich täglich noch vermehren. B. T. Bl. 21. 12. 1884.

12. Elchwild. Fürst Radcziwill schenkte (um 1549?) an den berühmten Berliner Leibmedikus Thurneysser ein Elentier, das er später nach Basel weiter vergab, wo ein altes Weib das für eine Ausgeburt des Teufels gehaltene Tier durch einen mit Nadeln gespickten Apfel umbrachte. E. Friedei.

13. Der Biber. Oberhalb der Wittenberger Eisenbahn-Brücke über die Elbe zeigten sich gestern zwei Biber. Da strengste Schonung der seltenen Tiere stattünden wird, so hofft man auch in unserer Gegend eine Kolonie der drolligen Nager zu bekommen. Bis jetzt hat nur Barby den Vorzug, in der Elbe eine umfangreichere Biber-Kolonie zu besitzen. Voss.-Z. 26. 3. 1887.

14. Eichhorn und Maulwurf schwimmend. Es wird vielfach an­genommen, dass die Erzählung von schwimmenden Eichhörnchen, welche sich ihres buschigen Schweifs als Segel oder Ruder bedienten, Fabel sei. Nun hat aber ein bewährter Naturforscher, Herr Dr. Carl Bolle, jüngst in der Zeit, wo die Haselnüsse auf der allen Berlinern wohlbekannten Insel Scharfenberg des Tegeler Sees reifen, vom Kahn aus eins der niedlichen