Heft 
(1896) 4
Seite
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Georg Siegerist, Wo hat <üe Köllnische Stadtmauer geendet?

sei erst im 16. Jahrhundert eigens als Glockenturm erbaut worden, müssen wir entschieden widersprechen; Gründe dagegen sind einmal das Material, aus dem sein unterer Teil bestand, Feldbruchsteine, eine Bau­art, die durchaus nicht die des 16. Jahrhunderts war, ferner dieun­förmige Gestalt, 1 ) die uns neben dem Renaissancebau Casper Tlieiss seltsam anmutet und endlich die freistehende Rage, die sich wohl für einen italienischen Campanile, nicht aber für einen Berliner Kirchturm

schickt. Der Turm hat zunächst zu Verteidigungszwecken gedient; seit 1Ö16 befand sich in ihm das Kaunnergericht;-) gelegentlich Neustiftung der Domkirche löB6 wurde das Geläut derselben in ihm aufgehängt. Auch sein Kollege am Spreeufer, der runde Turm, diente zur Nerstärkung der Stadtmauer; Borrmann lässt ihn mit dem Burgbau Friedrichs II. entstehen; 1 ) er ist jedoch seiner Bauweise nach ebenfalls älter. Analog dem Mönchturme an der Burgstrasse, der die Berliner Stadtmauer ab­schloss, hat auch die Köllnische Mauer mit einem Turme am Wasser

') Bornnanns eigener Ausdruck, p. ](>0,

-) Adler 1. c. s ) p. 259.