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Carl Bolle, Wendische Dftmonen.
abends, nach Sonnenuntergang, in den Mühlen nicht mehr mahlen, ohne dass etwas am Käderwerk entzwei ging. Dem zu entgehen, war es nötig, dem Nix zu opfern. Schwarze Thiere mussten das sein: Katzen, Hühner, Tauben, Enten: zuweilen verstieg man sich sogar bis zu Ferkeln und Killbern; auch warf man ganze Brotlaibe in den Mühlgraben, weil sonst .jemand gestorben wäre. Manche sagen: cs durfte nur etwas Lebendiges sein. Die Mtihlritder pfiffen, wenn die Nixe hungrig waren und etwas haben wollten. Das hörte sich schaurig an.
Die bekannte Busehmühle, die grosse Burgsche, die Kschischokamühlc bei Müschen und die alte Lilbbener Stadtmühle waren Lieblingswohnungen von Nixen. Als vor fünfzig Jahren die Busehmühle nmgebaut wurde, brannte man vier Wochen lang, von gleich nach Sonnenuntergang die ganze Nacht durch bis zum Sonnenaufgang, grosse llolzfeuer, damit der Nix keine Stiitte mehr dort haben sollte.
Sehr hübsch ist eine Nixengeschichte, in welcher der Müller als der Ucberlegene, der Wassergeist als der geprellte arme Teufel erscheint, ln der Burgschen Dorfmühle war ein Nix, der kam immer um die zwölfte Stunde und kochte sich Fische. In der Mühle befand sich ein Gasthof, wo einmal zufällig ein Mann mit Büren einkchrte. Wiederum zu nächtlicher Stunde begann der Nix seine Abendmahlzeit zu rüsten; da kam einer der fessellos gebliebenen, hungrigen Büren, um sich Fisch aus dem Kessel zu holen. Vom Nix auf die Pfoten geschlagen, gab es sofort einen Kingkampf zwischen beiden. Alles wurde dabei durcheinander geworfen, das Feuer verlöscht und der Kessel umgestürzt. In niiehster Nacht klopfte der Nix dreimal an und frag: Meister Müller, ist die grosse braune Katze noch zu Ilaus? Ja,lautete die Antwort, sie liegt in der Bodenkammer und hat sechs Junge bekommen. Hierauf rliumte der Nix das Quartier, denn in solcher Gesellschaft zu leben, verging ihm die Lust.
Hiiufig plumpst es im Wasser und der Kahn, wie fest gebannt, kann nicht von der Stelle — ja man führt von der Schummerstunde bis Mitternacht und findet sich zuletzt wieder an derselben Stelle ohne vorwärts gekommen zu sein; oder es hängt sich ccntnerschwer ans Steuer. Auch als kleinen Jungen hat man den Nix schon gesehen. Mitleidige Menschen nahmen ihn, weil er verirrt und hilflos schien, zu sich in die Stube. Man erkannte ihn dann daran, dass er das ihm Vorgesetzte Essen nicht in den Mund steckte, sondern vorn am Halse unter den Kock schüttete. Beim Angeln oder sonstigen Fisehen spielt der Nix nicht selten den Störenfried und dann begegnet es ihm wohl mit der Plumpawa (Fischerstange) über den Kopf gehauen zu werden und dergestalt den Kürzeren zu ziehen.
Endlos sind die Geschichten, die von den Wassernixen erzählt werden. Einstmals erscheint ein solcher in dem elegischen Lichte eines wider Willen Vertriebenen und Abziehenden. Da sitzt er im grünen Jäckchen bei Lapanks Banks, dem hohen Holzstege über einem Spreearm, flickt was er zu flicken hatte, seine paar Lumpen und singt dabei:
Tu lapku na tu zerku.
(Läppchen aufs Löclichen.)