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6. (5. ausserordl.) Versammlung des IV. Vereinsjahrcs.
Striiubens, als einen ausserehelichen Sohn anerkennen, innannen und küssen musst«*. Als schliesslich das geängstigte Tier seinem Peiniger wider Willen die gewaltige Allongen-Perriicke vom Kopfe riss und zerzauste, wollte der Jubel kein Ende nehmen.
Ein zweites Bildnis Gundlings, das ihn mit der Weinflasche und dein Glase in der Hand darstellt, ist von I’esne gemalt und hängt im unteren Speisesaal. Hier versammelt sich noch jetzt, sobald die Hof- jagd unter den hundertjährigen Baumriesen der herrlichen Dubrower Forst beendigt ist, die kaiserliche Gesellschaft zum Diner und später in dem Zimmer des „Tabaks-Kollegiums“. liier prangen, an Stelle der alten, die unserm Kaiser von der Berliner Künstlerschaft dargebrachten eleganteren Bierkrüge mit dem kunstvoll gearbeiteten Deckeln. Daneben fehlen auch nicht die ehedem bräuchlich gewesenen Fidibusbecher und die kleine metallene Pfanne mit Brennstoff sowie die langen holländischen Tabakspfeifen. Nachdem der Kaiserliche Herr mit dem Anzünden der seinigen begonnen, geschieht dies auch seitens der übrigen Anwesenden.
Der zwischen den Fenstern der Querwand stehende kleinere Tisch ist nicht mehr der historische, aus dem Köpenicker Schlosse stammende, auf dem am 4. November 1730 das Todesurteil Katte’s, des unglücklichen Jugendfreundes Friedrichs des Grossen, von Friedrich Wilhelm I. unterzeichnet worden ist. Bereits seit Jahren hat der aus rohem Eichenholz angefertigte Tisch im 1 Iohenzollern-Museum (Schloss Monbijou), und zwar in dem Zimmer Friedrich Wilhelm I. seine Aufstellung gefunden.
Neben der Jagdliebhaberei war in Wusterhausen der praktische Sinn des Monarchen auch auf die Förderung des Eandbaues gerichtet. Denn dort betrieb Friedrich Wilhelm die Bewirtschaftung von nicht weniger als 14 Ämtern, die er nach und nach für 9 Millionen 64 160 Thaler angekauft und, als Muster für die Verwaltung des ganzen Landes, persönlich leitete. Im Jahre 1718 Hess er auch die beiden Flügel erbauen, die bis 1831 durch einen Graben vom Schlosse getrennt waren.
Nach dem JI inscheiden des Monarchen blieb Wusterhausen von seinem grossen Sohne gemieden; die Jagdschlösser und Reviere verödeten, die Pflege des Wildes begann aufzuhören, denn er hielt das Jagen für ebenso vergnüglich wie — das Schornsteinfegern
Aus der neueren Geschichte des Schlosses sei hervorgehoben, dass dasselbe bald nach dem „tollen“ Jahre 1848 ohne Vorwissen König Friedrich Wilhelms IV. zu einem Landwehr-Zeughaus und einer Montierungskammer eingerichtet worden war, bis der König gelegentlich der im Jahre 1854 dort abgehaltenen grossen Manöver die Verlegung jener Einrichtungen und die Renovierung der Schlossgemächer anbefahl. Die Arbeiten gingen jedoch während der Krankheit des hohen Herrn nur langsam von statten, bis sie dann unter seinem Königlichen Bruder,