Heft 
(1896) 4
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(i. (5. ausserordl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.

Friedrich Wilhelms I. gehört das nur in der Nachbildung noch vor­handene stattliche Geweih eines in der Köpenicker Forst erlegten Hirsches. Der Monarch überliess das Original an August II. von Sachsen und er­hielt als Ersatz dafür eine Kompagnie grosser Soldaten. Eine Merk­würdigkeit bildet jenes andere mächtige Hirschgeweih, das aus einem Baumstamm herausgewachsen zu sein scheint. Jedenfalls war das Tier damit in den Ästen hängen geblieben, die dann im Verlaufe der Zeit mit dem Geweih sich derart fest verschlangen, dass dasselbe nebst einem Teil der Schädeldecke unlösbar aus dem versteinerten Geäst aufragt.

Von Jagdtrophäen aus neuerer Zeit befinden sich an den Wänden der Jagdhalle die ausgestopften Köpfe einiger von Kaiser Wilhelm 1. in der Dubrow erlegten Eber; desgleichen die vollständigen, besonders stattlichen Exemplare des von Sr. Majestät dem jetzigen Kaiser ge­schossenen Schwarzwildes.

Nach beendigtem Kundgange erfolgte eine Promenade durch den Schlosspark mit seinen hohen zum teil alten Bäumen; dann kehrte die Gesellschaft zum Abendessen nach dem Pfuhlschen Garten zurück und verweilte dort bis zur Abfahrt, die um 8 Uhr 50 Min. stattfand.

Französische und c h u rbra n de n bu rgis c he J a g d e n i m 17. J a h r h u n d e r t.

Anschliessend an unsere heutige Besichtigung des Königlichen Jagd­schlosses Königs-Wusterhausen erlaube ich mir folgende Mitteilung:

In den Relationen Christophs von Brandt, welcher von 16601661 als Gesandter des Kurfürst Friedrich Wilhelm in Paris unter König LudwigXIV. weilte, befindet sich u. a. ein Bericht vom 25. September 1660, worin sich Brandt, wie I)r. Wilhelm Manegold*) mit Recht bemerkt, Uber die zahmen Jagden des Versailler Hofs lustig macht.

Als cler König willens gewesen, der Königin eine stattliche und magnifique Jagd den 18. dieses zu präsentieren, hat er den Offizieren von der Jagd solches ankündigen lassen, welche gegen beraumte Zeit achte, sowohl Fröschlinge als Sauen zusammengetrieben, von denen der König eine Sau mit der Flinte getödtet und eine andere alsowohl angeschossen, dass sie den andern Tag tot gefunden worden; den übrigen hat man Quartier gegeben. Darauf haben Jhre Majt. die Königin in den Hasengarten geführet, und in ihrer Gegenwart mit dem ersten Schuss zween Caniniehen und mit den fünf nachfolgenden allemal eines, ohne dass er gefehlet, erleget. Es wäre der Mühe nicht wert, dessen Meldung zu thun, wenn es nicht eine königliche Jagd und eine der stattlichsten wäre, so in Frankreich gesehen worden. Selbigen Tages

*) Archivalische Notizen zur französischen Litteratu^und Kulturgeschichte des 17. Jahrh, (AViss. Beil, zum Programm des Askan. Gymn. zu Berlin. Ostern 1893. Progr. Ko. 51) vgl. dort 8. 14.