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7 (6. ausserordl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.
(antiken Bildsäulen, chinesischen Vasen), die der sparsame Preussenkönig gegen Soldaten oder Geld hergab, habe ich bereits in meinen „Dresdener Erinnerungen an Brandenburg-Preussen“, Monatsblatt III. S. 193 ff., berichtet.
Königs-Wusterhausen, den 17. August 1895. E. Friedei.
7. (6. ausserordl.) VersammlungdesIV.Vercinsjahres
Donnerstag, den 22. August 1895, nachmittags,
in Rixdorf-Bcrlin.
1. Trotz der tropischen Hitze hatte sich eine stattlich© Anzahl von Teilnehmern am Eingänge des Etablissements der Deutschen Linoleum-Compagnie eingefunden. Hier wurden dieselben von dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Herrn Poppe, begrüsst. Bevor der Rundgang durch die Fabrikräume angetreten wurde, gab der kaufmännische Disponent, Herr Hneck, eine orientierende Übersicht über die Geschichte, die wirtschaftliche Bedeutung und die Herstellung des Linoleums. Das Linoleum hat das Wachstuch gänzlich verdrängt, da es vor demselben eine grosse Anzahl von Vorzügen besitzt. Es stammt aus England, wo es vor 80 Jahren erfunden wurde. Deutschland verhielt sich anfangs ablehnend, und es ist das Verdienst der Herren Poppe und Wirth englisches Linoleum zuerst in Deutschland eingeführt zu haben. Gegenwärtig besitzt die Deutsche Linoleum-Compagnie in Rixdorf die grösste Fabrik in Deutschland. Linoleum ist ein inniges Gemisch von Kork und Leinöl, das auf Jute gewalzt wird.
Auf dem Hofe waren die Korkabfälle zu grossen Stapeln aufgehäuft, denn es werden monatlich 120 000 Kilo Kork verarbeitet. Diese Abfälle stammen von Korkfabriken, man konnte an den Löchern die Grösse der ausgestanzten Korke erkennen. Die Abfälle werden auf Mühlen zu einem feinen Pulver zermahlen, das dann mit dem präparierten Leinöl in dem Mischhause durch Knetmaschinen zu einer trockenen, zähen, schwammigen Masse verarbeitet wird. Letztere endlich wird von zwei Calandern auf die Jute gepresst. Auf einer solchen Maschine läuft die Jute als ein 400 Meter langes Band über eine Walze, während eine andere die Linoleummasse mit einem Druck von 20 000 Kilo gegen die Jute presst. Nach der Stärke, w’elche der Streifen erhalten soll, wird die Maschine gestellt. Der fej^ge Linoleumstreifen endlich kommt in eine der grossen Trockenkammern, wo er 4 Wochen hindurch bei 30 u C. hängen bleibt. Darauf gelangt der Stoff in das