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7. (6. äusserord.) Versammlung des IV. Vereinsjalires.
in unseren Grund- und Kiesbänken die Geheine der kleineren Säugetiere, der Fische, Vögel, Amphibien und " , an deren einstmaligem
Vorhandensein während der Diluvialperioile auch bei uns niemand im Ernste zweifeln wird.
Scheinbar auffällig, aber nur für den Laien auffällig ist es, dass sich in eben diesen unseren interglazialen Kiesablagerungen Muschelschalen und Schneckengehäuse unversehrt erhalten haben*), in den feinkörnigen Mergeln**) sogar Überavis zarte und zierliche Konchylien; wer aber unsere dem stärksten Wellenschlag ausgesetzten Fluss- und Meeres- Ffer beobachtet hat, wird gefunden haben, dass sicli gerade dort die subtilsten und feinsten Konchylien am besten erhalten. Dies wird auch durch das Experiment bestätigt, wenn man dergleichen Konchylien und gleichzeitig grössere Knochen und Steine etwa 20 m hoch aus dem Fenster auf Steinpflaster wirft: die kleinen schwachen Schalen der Mollusken bleiben dabei heil, die Knochen und Steine werden arg beschädigt oder zerspringen gar in Stücke.
Indessen mehren sich die Anzeichen, dass die Menschen auch im nördlichen Deutschland in der Diluvialzeit mit vier damaligen Tierwelt zusammen lebten, allmählich, freilich recht langsam und vereinzelt. Fis sei mir vergönnt, mich dieserhalb auf die neuesten Nachweise zu berufen, die einer unserer eifrigsten und sorgfältigsten Diluvialforscher, der schon erwähnte Professor Alfred Nehring, am 4. d. M. in der Natiirw. Wochenschrift durch einen Aufsatz „Cher fossile Menschenzähne aus dem Diluvium von Taubach bei Weimar“ erbracht hat. S. 365) heisst es:
*) Von <ler Woblerlialtenheit der Konchylien im illteren Quartär kann man sich z. 1!. in der von mir in den achtziger .fahren zuerst entdeckten unterdiluvialen Paladinen-Bank nahe Paulsborn im Grnncwald bei Berlin überzeugen. Die Leitschnecke I’aludina diluviana Kunth kommt hier in verschiedenen Bänken reichlich (nchen anderen Schnecken z. 15. Neritina fluviatilis) vor. Die I’aludinen sind ziemlich derb und widerstandsfähig, eine Bereibung der Schale an den einzelnen Exemplaren ist deutlich bemerkbar. Der Deckel fehlt den Gehäusen hier durchgängig, wie hei allen unseren Faludinen-ßilnken. Lebend ist die Schnecke neuerlich in der Dobrudscba aufgefunden.
**) Die grossen Muscheln als Unio und Anodonta, dgl. grosse Schnecken als Paiudina diluviana sind in den lösartig feinen unterdiluvialen Mergeln (die aber mitunter doch Steinchen führen) von Werder und Alt-Geltow, sowie vom Grieb nitzsee hei Potsdam von mir stets zerbrochen und zerrieben gefunden, dagegen wolilerhalten die kleinen Valvata nnd Bithynia und deren Deckel, ferner die zierlichen Muschelchen der Gattungen Cyclas und Pisidium. Vergl. folgende frühere Arbeiten von mir: Beobachtungen über Weichtiere der Mark Brandenbu rg“
iin Nachrichtsbl. der deutschen Malakozool Gesellschaft II. 1870 S. 177 ff. und „Betrachtungen über Weichtiere der Mark Brdb.“ ebendas III. 1871 S. 78 ff. — In den Paludinenbiinken finden sich auch die kleinsten und scheinbar zerbrechlichsten Tertiärkoncbylien z. B. Cerithium lirna unversehrt erhalten.