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(1896) 4
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7. (6. atisserordl.) Versammlung des IV. Vereinsjalires.

Dann zeigt uns wenigstens die Artefakte und Manufakten des braudenburgischen Diluvialmensclien, die bearbeiteten Steine, insbesondere die typischen palaeolitischeu Feuersteingeräte u. dgl.!* *) Auch diesen letzten Einwand muss ich an dieser Stelle erörtern. Die knochenfiihren- den Schicliten unserer Gegend enthalten alle festen Körper nur in Form von Gerüllen, wenn tliessendes Wasser, und in Form von Geschieben, wenn Eisschub sie bewegt hat. Dies sieht man selbst an den härtesten Skelettteilen d. h. den Zähnen, die alle durch Schleifen, Reiben und Schieben etwas deformiert sind. Vieljährige Beobachtungen haben mich gelehrt, dass schon der blosse Sandtlug genügt, um die härtesten unserer herumliegenden Geschiebe-Gesteine, z. B. Quarze und Quarzite, in der intensivesten Weise, oft zu den bizarresten Formen abzuschlcifen. Ich habe dies in meinen vorjährigenDresdener Erinnerungen Monats­blatt III. S. 190 ff. ausführlich geschildert und dargethan, dass die staubig sandige Oberfläche der Berlin benachbarten Exerzierfelder, die mit Geschieben bedeckt und dem Sandtlug seit unvordenklicher Zeit ausgesetzt sind, zum nicht geringen Teile aus dem von Wind und Flugsand produ­zierten Abreibsel harter Gesteine besteht. Die erstaunliche Einwirkung des

wie äuöserst selten sich darin Reste vom Menschen linden Als das Haarlemer Meer ausgepumpt wurde, in dem doch viele Scbiffbrüche und Seegefechte stattgefunden, lmt man zwar Schiffswracke, Waffen, Geräte, Münzen, aber keine menschlichen Gebeine gefunden. Bei der Anlegung des die Ostsee mit der Nordsee verbindenden Kaiser Wilhelm-Kanals hat man ähnliche Erfahrungen gemacht. Und doch handelt es sich hier um relativ junge historische Zeiten, höchstens um Perioden, die bis an die jüngere Steinzeit heranreichen. Vgl. hiermit u. a. v. Maack, Urgesch. des Schleswig- Ilolst. Landes. Kiel 1869. S. 61.

*) Fiebelkom a. a. O. S. .197 bemerkt:Gleichzeitig mit den .Skelettresten der diluvialen Säuger sollen sich, wie P. G. Krause ausgeftthrt hat, auch Spuren mensch­licher Thätigkeit in den interglazialen Schichten von Eberswalde gefunden haben. Da ich die Ansicht des genannten Geologen über das interglaziale Alter der Eberswalder Schichten jedoch nicht teile, sondern dieselben für spätdiluvial halte, so komme ich unten darauf zurück. Auch ich behalte mir eine Besprechung dieses interessanten Themas für später vor.

Albert Penck:Mensch und Eiszeit (Archiv für Anthrop. XV. 1884. S. 211 ff.) stellt die bezüglichen wissenschaftlichen Ergebnisse, wie sie vor einem Jahrzehnt etwa lagen, klar und überzeugend dar. Hiernach waren bis dahin im unmittelbaren Stromgebiet der letzten Vereisung und der eigentlichen (inneren) Morä­nen, welches bis an das mitteldeutsche Vorgebirge reicht, sichere Spuren des Diluvial- Menschen nicht nachgewiesen, wohl aber im lössbedeckten äussem (südlichsten) Morä­nengürtel d. h. damals in Thiede und Westeregeln nördlich vor dem Harz bezw. in Weimar und Gera nördlich vor dem Thüringer Wald und dem Erzgebirge. Hier ist aber zu beachten, dass die Spuren daselbst wohl nur deshalb sich besser erhalten haben, weil sie innerhalb Ablagerungen in Becken und Ausklüftungen des anstehenden und dnrcliragenden festen Gebirges den nötigen Schutz fanden. Von dergleichen schützenden Verstecken ist bekanntlich in der norddeutschen Tiefebene wenig vor­handen.