7. (6. ausserordl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.
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Seither ist inan in der Erforschung der zwischeneiszeitlichen Ablagerungen ein gut Teil weiter vorgerückt. In dein bereits mehrfach citierten Aufsatz Penck’s heisst es bereits i. J. 1884 S. 217: „In England und Norddeutschland sieht man durchweg nicht eine, sondern gewöhnlich mehrere verschiedene Moränen, so vor den Thoren Berlins, wo die Sande von Rixdorf mit ihrer' reichhaltigen Säugetierfauna zwischen zwei verschiedenen Moränen auftreten.“ In den zwischeneiszeitlichen Sedimenten wird man sich in unserer Provinz Brandenburg hauptsächlich nach den Spuren des Menschen, seinen etwaigen Körperresten oder doch wenigstens seinen gleichzeitigen Erzeugnissen, mögen solche auch primitivster Art sein, umzusehen haben, ln den ungestörten Sedimentärschichten zwischen oder unter den ältesten Moor- und Torfschichten, (ähnlich denen, wie ich schon vorandeutete, von Klinge in der Nieder-Lausitz) wird man auf die verhältnismässig beste Erhaltung solcher menschlicher Ueberbleibsel zu rechnen haben, dagegen in den eigentlichen Sanden, Granden, Kiesen und Mergeln, wenn überhaupt, nur auf bezügliche Reste in entstellter Gestalt.
Um in die problematischen Formen der letzterwähnten Kategorie aus dem Diluvium, in seine geologisch-archäologischen Einschlüsse allmählich Klarheit zu bringen, giebt es zur Zeit kein anderes Mittel als alle diejenigen Objekte, welche mit zweifellosen palaeolithischen Fundstücken aus anderen Gegenständen Ähnlichkeit haben, unter Vermerkung ihrer geologischen Lagerung zur sorgfältigen Vergleichung zusammen zu legen, selbst, wenn sie zunächst dem Sammler den Eindruck von äusserlichen Zufälligkeiten (lusus naturae) machen sollten. Wir verfahren dann nach der Mahnung des grossen Linne, der da sagte, dass die Wahrheit selbst leichter aus Irrtümern herausgefunden wird, wie aus dem achtlosen Zusammen werfen und Verwerfen der Erscheinungsformen.
Mit einer kleinen Sammlung solcher hierher gehöriger dem Quartär entnommenen Gegenstände aus Stein und Bein ist im Märkischen Museum ein vorläufiger Anfang gemacht. Ob dabei etwas Positives für die Kunde vom ersten Auftreten des Menschen in unserer Gegend herauskommt, muss vor der lland noch abgewartet werden.
Nachträglich sei noch darauf aufmerksam gemacht, dass gelegent-
terial beigebracht worden, so dass ihm James Geikie (Prehistoric Europe, 1881 p. 345) ebenfalls beipfliebtet. Ich selbst habe nahezu das gesamte von Bourgeois gesammelte, in verschiedenen europäischen Museen verteilte Material wiederholt gemustert, namentlich aber i. J. 1889 die Hauptsammlung von Thönay, welche sich im Staatsmuseuni zu St. Germain-en Laye bei Paris befindet. Darnach ist mir kein Zweifel, dass viele von den Bourgeoisschen Fundstücken als Hand- und Kunst-Arbeit des Menschen anzusprechen sind. Ob sie aber dem Miocän oder Pliocän angehören, das mag, wie angedeutet, einer nochmaligen Revision der Fachleute, der Stratigraphen, Vorbehalten bleiben. E. Fr.