Heft 
(1896) 4
Seite
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Fische und Fischerei in der Provinz Brandenburg.

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klares Wasser im Parke zu Scliönhausen, welchen sie in Schlangenwindungen und sogar Kaskaden bildend durchzieht! Was aber vielleicht am wenigsten bekannt sein wird, das sind ihre Bewohner. Unter ihnen nämlich, wie die Kreuzzeitung versichert, nehmen den Hauptplatz die Neunaugen ein. Das genannte Blatt schreibt darüber: Wir haben uns beiStrauchwiese, hinter dem Parke gelegen, persönlich davon überzeugt. Mehrere sehr schöne Exem­plare des Petromyzon Planeri hatten wir in der Hand. Mit ihrem runden, kegel­förmig ausgehöhlten Saugemunde sassen sie an den vielen glatten Steinen im Bette der nicht tiefen Pauke fest, und es wurde etlichen Gymnasiasten sehr leicht, sie zu fangen, obwohl es sehr schwer hielt, sie bei ihrem schleimigen, aalartigen Leibe in der Hand zu behalten. Erwähnt sei, dass sich diese Neunaugen durchaus nicht vereinzelt zeigten, sondern in grösserer Fülle vorhanden sein müssen. B. T. Bl. 30. 4. 1886. Vgl. auch Nr. 15 u. 17.

15. Die Neunaugen der Panke, welche wir kürzlich erwähnten, sind, wie uns von fachkundiger Seite mitgeteilt wird, dort und überhaupt im Oberlauf der Panke keine seltenen Gäste. Im Gegenteil ist gerade hier eine höchst merkwürdige, auf den Entwickelungszustand des Neunauges bezügliche Entdeckung gemacht worden. Es war schon vom vorigen Jahr­hundert her bekannt, dass in den Neunaugen-Gewässern ein seltsames Tier vorkam, welches vom Volke Querder genannt wird, und als ein Wurm gilt, während der berühmte französische Fischkundige Dumeril es für eine besondere Fischart erklärte und ihm den Namen Ammocoetes branchialis beilegte. Ein junger Berliner Naturforscher, der spätere Professor der Phy­siologie an der Universität Königsberg, Dr. August Müller, fand nun durch mehrjährige Beobachtung des Querders und Neunauges, in der Panke bei der Prinzen-Allee, im Schönhauser Schlossgarten und weiter hinauf bis Buch, dass der Querder eine Jugend- und Larvenform des kleinen Neun­auges, Petromyzon Planeri Blainville, sei, eine höchst seltsame Entdeckung, welche die gewöhnliche Vorstellung, dass der Fisch sich direkt aus dem befruchteten Roogen entwickelt, mit einem Male und für eine bestimmte Fischart durchbrach. Diese Pankestudie ist in Johannes Müllers Archiv für Physiologie 1856 zu lesen. Recht erfreulich ist es, dass die Pankegewässer sich nahe bei der Weichbildgrenze Berlins wieder soweit gereinigt haben, um das Fortkommen soschwieriger Fischlein zu gestatten, deren eigent­liche Heimat klare, raschfiiessende, kalte Bäche sind. B. T. BI. 5. 5. 1886.

E. Friedei.

16. Fische des Berliner Tiergartens. Der Pächter der Rousseau- Insel, Herr Krüger, lässt gegenwärtig die Gewässer des Tiergartens abfiselien. Gestern wurde an der Rousseau-Insel damit begonnen; es hatte das schöne Wetter eine ausserordentliche Menschenmenge herbeigelockt, welche dicht gedrängt von den Ufern des Sees diesem seltenen Schauspiel mit lebhaftem Interesse folgte. Nachdem die kleinen Wasserläufe durch Netze abgesperrt waren, um das Ausweichen der Fische zu verhindern, wurden mit dem grossen Netz vier Züge gemacht; das Resultat war ein überaus günstiges, denn es wurden über 2 Centner Hechte, Plötzen und Barsche, darunter Hechte von 810 Pfund, gefangen. Heute und morgen