184 Pr. Pniower. Ein Titterarisehes Zeugnis Aber den Weinban in der Mark.
nicht, ob 1539, 1510 oder 1511. Vor dem Ende dieses Jahres muss er jedenfalls sein Amt angetreten haben. In Brandenburg schrieb Alberus eines seiner bekanntesten Melier: „Der Barfüser MUnche Eulenspiegel und Alcoran“,
worin er eine Zusammenstellung katholischer Legenden giebt mit der Tendenz die Verirrungen der katholischen Heiligenverehrung aufzuzeigen. Auch das Büchlein „Von der Schlangen Verfürung“, das er der zweiten Gemahlin des Kurfürsten Joachim II. widmete, entstand hier. Die Widmung trligt das Datum „Zum 1. Januar 1541“.
Doch war auch in Brandenburg seines Bleibens nicht lange. Schon 1542 musste er den Intriguen des Rates der Stadt weichen. Von da an begann für ihn ein ruheloses Wanderleben, das ihm die grössten Ent- tHuschungen und die härtesten Mühseligkeiten brachte. Er starb am 5. Mai 1553 in Neubrandenburg in Mecklenburg.
Es fragt sich also, hat Erasmus Alberus die Einleitung zu der Fabel, in der er des Weinbaus bei Crossen gedenkt, wlthrend seiner KUstriner Zeit geschrieben oder spiiter, als er Prediger in Brandenburg war? Wilhelm Braune entscheidet sich, wie wir sahen, für diese zweite Auffassung. Offenbar aber, weil ihm jene Beziehungen des Alberus zum Markgrafen Hans von KUstrin noch unbekannt waren. Über sie hat erst Schnorr von Carolsfeld Licht verbreitet. Seitdem kann kein Zweifel sein, dass nicht der Aufenthalt in der Stadt Brandenburg, sondern der in Küstrin die Voraussetzung für die Niederschrift jener Verse liefert. Dennoch können sie natürlich auch nach dieser Periode verfasst sein. Wir dürfen aber annehmen, dass es nicht der F’all ist, wenn ein Kenner wie Schnorr von Carolsfeld meint, dass „nichts Uber die Jahre 1539 und 1510 als die llusscrste Grenze der Zeit, innerhalb welcher die Fabeln entstanden sind, hinauswiese“. Wir dürfen die Abfassung der Verse vom Weinbau bei Crossen also getrost in die KUstriner Epoche setzen.
Übrigens ist die Einleitung zur 19. Fabel, die jene Verse enthillt, auch für den, den die Natur- und Kulturgeschichte der Mark interessiert, auch sonst beachtenswert. Sie bietet eine ausführliche Angabe darüber, welche Fische damals in der Oder und Warthe heimisch waren. Auch das „newe Schloss“ in der Neumark, die Residenz des Markgrafen Ilans von KUstrin crwiihnt sie und nennt es uneinnehmbar:
„Wann schon der Türck (da Gott für sey)
„K2tm mit drey hundert tausent man,
„Das Schloss wurd er doch lassen stan,
„Und wann er schon wer noch so wüst,
„Davon mit schänden ziehen must ....
„Mam kömpt schwerlich beis Schloss hinan,
„Das mans nicht wol gewinnen kan,
„Der tieffen Sümpf sind allzu vil „Drumbs warlich arbeit kosten will.“
Dr. Pniower.
Ffir die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Demminerstrassa 64. — Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteüungen zu vertreten.
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