Heft 
(1896) 4
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8. (7. ausscrordl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.

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liehen Theaters sprechen hören. Der damalige Intendant Graf Brühl, welcher König Friedrich Wilhelm III. zur Errichtung eines Yolkstheaters bewegen wollte, da die 250000 Einwohner zählende Stadt Berlin ihre theatralischen Bedürfnisse in den beiden königlichen Theatern allein nicht mehr befriedigen konnte, hat mit der Aufführung des Stralauer Fischzuges von Julius von Yoss dem Berliner Volksstück die Wege ge­ebnet, welches später in dem Königstädtischen Theater (eröffnet 1822) in den berlinischen Possen von Angely so köstliche Blüten treiben sollte.

Ein anschauliches Bild von dem Leben und Treiben des damaligen Stralauer Fischzugs giebt die Illustration auf Seite 196/197. Das Bild gehört der Zeit nach 1822, da es den Schinkelschen Turm der Stralauer Kirche zeigt. Wir finden auf dem Bilde alles vereinigt, was zu einem traditio­nellen Stralauer Fischzug gehört: Volk aus den mittleren und niederen Ständen, den Guitarrenspieler, die Kaffeeverkäuferin, Würfelbuden und im Hintergründe die unvermeidliche solenne Prügelei. Nach den auf dem sehr charakteristischen Bilde vertretenen Kostümen lässt sich das­selbe mit Sicherheit in die zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts ver­setzen; seine Entstehung dürfte zeitlich mit der Entstehung des Vossschen Volksstückes zusammenfallen.

Ein unbekannter Verskiinstler schildert die Stralauer Vogelwiese zur damaligen Zeit imBeobachter an der Spree, einer jetzt längst vergessenen Zeitschrift, mit folgenden weniger kunstvollen als anschau­lichen Strophen:

Scy willkommen hier auf Erden Vierundzwanzigster August!

Heute muss gejubelt werden,

Heut regieret Freud und Lust!

Ja, wir taumeln kümmeltrunken,

Kreuzfidel zum Thor hinaus;

Bis die Sonne ist gesunken,

Lehen wir in Saus und Braus.

Glücklich, dem cs heut gelungen,

Dass nicht leer die Tasche ist, .

Und wer soviel hat errungen,

Dass er voll sich trinkt und isst,

Ja, wenn auch nur in der Tasche Ein Viergroschenstück erklingt.

Aber weh! wem leer die Flasche,

Und wer blosses Wasser trinkt.

Bürstenbinder, Schornsteinfeger,

Schlächter, Brauer und Barbier,

Battenfänger, Schneider, Jäger,

Musikant und Tapezier,