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8. (7. ausserord.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.
Schuster, Weber, Kaufmannsdiener,
Schleifer, Bäcker und Friseur,
Bruder Leipziger und Wiener,
Maler, Tabagist, Marqueur,
Kümmeltürken, Vagabunden,
Schweinetreiber, Strassenbrut,
Alles divertiert sich gut
In des Fischzugs schönen Stunden. ' ' ' *
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Branntwein trinken alle Wesen llöchstfidel auf Stralau’s Flur,
Alle Guten, alle Bösen '
Folgen hier des Knoblauchs-Spur,
Sauer Bier, statt Saft der Reben,
Prügel, statt der Harmonie,
Das, das ist das Fischzugs Leben,
Anders feiert man ihn nie.
Statt der Freude Götterfunken Giebt es höllischen Rumor,
Und der frechen Säufer-Chor Von dem edeln Kümmel trunken.
Vor des Kirchhofs heil’ger Stätte Heget Niemand heut’ Respekt,
Und es ist mit Kochgeräte Jedes Grab ganz dicht bedeckt.
• Unten Tod und oben Leben,
Leben, wie im Tollhaus fast,
Fressen, Saufen, doch dies eben Macht den herrlichsten Kontrast. —
Im Jahre 1835 war es am 3. August, dem Geburtstage des Königs, in Berlin zu argen Ausschreitungen gekommen. Mau hatte Kanonenschläge und Raketen abgebrannt, Pistolen und Gewehre abgeschossen, Hüte angetrieben, und die Polizei, die den Unfug verbieten wollte, verhöhnt, so dass dieselbe mit der Waffe einschreiten musste. Dieser Unfug hatte am 4. August einen derartigen Umfang angenommen, dass Militär requiriert werden musste. Vorläufig herrschte nun Ruhe in Berlin, man befürchtete jedoch, dass diese ; ,Feuerwerks-Revolution“, der übrigens jede politische Bedeutung fehlte, am 24. August zum Stralauer Fischzuge mit erneuter Heftigkeit losbrechen würde. In Scharen strömten die Berliner am Fischzugstage nach Stralau, um sich die „Revolution“ hübsch in der Nähe ansehen zu können. Schon am Stralauer Thore erstickte jedoch ein gut gelungener Witz die etwaigen revolutionären Gelüste und verwandelte sie in Lachen: „Wegen plötzlichen Unwohlseins des Herrn Fritze Schulze, Schusterjungen, kann heute die grosse Berliner