Fische und Fischerei in der Provinz Brandenburg.
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abkochen und verkühlen lassen; (werden die letzteren verwendet, dann sind die gekochten in kleine Stücke zu schneiden); in die Terrine schütten mit einem Teile der Brühe, welche beim Abkochen sich ergeben hat, alles vermischen und so viel sauren Rahm hinzufügen, dass das Ganze eine seimige säuerliche Suppe bildet. Vor dem Anrichten einige hartgesottene, in Viertel zerlegte Hühnereier, feingeschnittene frische (oder als Ersatz Salz-) Gurken, etwa ein Schock Krebsschwänze, ferner einige Stücke irgend eines grossen Fisches (Stör, Lachs) und kleine Stücke Eis hinzuthun. So wird Botwinje auch in der Fastenzeit genossen, sonst kann der Fisch durch feine, länglich geschnittene Stücke Kalbsbraten ersetzt werden. In einigen Kochbüchern wird empfohlen, statt der klein geschnittenen roten Rüben das feingehackte Grüne derselben (dieses hat den Namen — botwina im Polnischen — gegeben) zu verwenden. Dass Kwass — halbgegohrenes Bier — hinzugethan wird, ist nirgend vorgeschrieben; dagegen lässt sich die oben erwähnte Brühe durch Krebsschalensaft (wie zur Krebsbutter) mit ein wenig Essig ersetzen.
B. T. Bl. 24. 2. 1887.
23. Früherer Fischreichtum. Wie gross und mannigfach der Fisch
reichtum der Mark noch im vorigen Jahrhundert gewesen ist, das zeigt eine im Jahre 1786 von Nicolai herausgegebene „Beschreibung von Berlin u. s. w.“, in welcher, wie der „Bär“ konstatiert, folgende bei uns gefangene und verkaufte Fische verzeichnet sind: Aale, Aland, Barben, Barsch, Bitterling, Blei, Döbel, Lachsforelle, Teichforelle, Lachs (in der Oder), Güster, Giebel, Gründling, Karpfen, Hecht, Karausche, Kaulbarsch (werden bei Potsdam in der Havel vorzüglich schön und gross gefangen), Lampreten (werden ebenfalls in der Havel bei Spandau gefangen). Maränen (bei Rheinsberg). Kleine Maräne (im Wandlitzer See). Kühling (bei Küstrin). Plötze, Quappe, Raapfen, Rothauge, Schlei, Goldschlei (in Schönhausen). Schlampietzker, Steinpietzker, Stör (in der Oder), Sterlet (bei Küstrin). Neunauge (in der Oder). Schnäpel (bei Havelberg). Schmerl, Stichling, Stint, Kaulkopf (bei Eberswalde). Ükeley, Wels, Zander, Zährte (bei Küstrin). Zope (in der Oder). Ziege (zu Zernikow). Dreiundvierzig marktfähige und marktübliche Arten, in der That eine reiche Auswahl. B. T. Bl. 3. 2. 1889.
24. Die grosse Maräne. Dieser herrliche Fisch, welcher nicht zu verwechseln ist mit der „kleinen Maräne“, erreicht die stattliche Länge von 60 Centimetern, ein Gewicht von 2 bis 5 Kilogramm, ist von ganz vorzüglichem Wohlgeschmack und bildet eine Zierde der Tafel. Er findet sich hauptsächlich in der Madue in Pommern, und an diesen allerdings merkwürdigen Umstand knüpft sich die bekannte Sage an, dass er vom Teufel in den zuletzt genannten pommerschen See erst im Mittelalter hineingesetzt worden sein soll, und zwar auf Wunsch eines in der Nähe wohnenden Abtes, welcher ihm dafür seine Seele verschrieb. Alle Versuche, auch anderwärts grosse Maränen zu züchten, sind, soviel mir bekannt ist, bisher nirgends von Erfolg gekrönt gewesen, und so sind und bleiben diese schönen Fische denn eine Seltenheit. Als ich — so schreibt uns ein Abonnent — noch in Pommern wohnte, habe ich doch mehrere Male im Jahre grosse Maränen zu essen bekommen; seit meiner Übersiedelung nach Berlin aber nur noch ein einziges
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