Heft 
(1896) 4
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Fische und Fischerei in der Provinz Brandenburg.

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berg und in der Oder bei Frankfurt und Küstrin ausgesetzt werden. Einige lebende Stücke erhält Dr. Hermes für das Aquarium und Professor Eilhard Schulze für das hiesige Zoologische Institut. Die Sterlets, die Zierden der Feinschmeckertafel, vertragen unser Wasser vorzüglich, das beweisen die von Friedrich dem Grossen bei Küstrin ausgesetzten Sterlets, welche sich über 50 Jahre gehalten, freilich nicht vermehrt haben. Das lag daran, dass man sie in kleinen, abgeschlossenen Gewässern aussetzte. Jetzt will man einen Versuch in den offenen Strömen machen.

B. T. Bl. 17. 10. 1891.

27. Herzog Kasimir der Fischer. Die grosse Rührigkeit des Bischof­herzogs Kasimir von Pommern erwähnt Simmern: er war selten müssig und hatte grosse Lust zum Fischen. Ausführlicher schildert ihn Schwallenberg: ein frommer und stiller Herr, der ohne Pracht gelebt, schlechte Kleider und niemals einen goldenen Ring am Finger getragen und doch gerne Leute um sich gehabt. An Stelle des Jagens, Bauens, Reitens und anderer fürstlicher Lustbarkeit hat er nichts als die Fischerei geliebt, dazu er sonderbare Häuser an den Wassern erbauen lassen, alhvo er selbst der Fischerei ob­gelegen und im Fischerhabit oft in grosser Kälte mehr Arbeit als die andern Fischer gethan.

Die letzten drei Jahre seines Lebens brachte er meist in Neuhausen zu, wo er viel Fischerei trieb und am 10. Mai 1605 verstarb.

Vgl. Dr. Hanncke: Neue Materialien zur Geschichte des Bischofs­herzogs Kasimir. Balt. Stud. Jahrg. 35. 1885. S. 17 u. 24.

28. Seeadler und Stör.Ein Seeadler, schreibt ein Altmeister der Naturgeschichte, Lenz,schwebte Beute suchend über der Havel und ent­deckte einen Stör, auf welchen er sogleich herabschoss; allein der kühne Adler hatte seiner Kraft zu viel zugetraut: der Stör war ihm zu schwer, und es war ihm unmöglich, denselben aus dem Wasser emporzuheben; jedoch war auch der Stör nicht stark genug, den Adler in die Tiefe hinabzuziehen. Er schoss wie ein Pfeil auf der Oberfläche des Wassers dahin; auf ihm sass der Adler mit ausgebreiteten Flügeln, so dass beide wie ein Schiff mit Segeln anzusehen waren. Einige Leute bemerkten das schöne Schauspiel, bestiegen einen Nachen und fingen sowohl den Stör wie den Adler, welcher sich so fest in den Fisch eingekrallt hatte, dass er sich nicht befreien konnte.

29. Brassenzug auf der Müggel. Einen neuen Beleg für den Rück­

gang der Fischerei-Erträgnisse auf den Gewässern der Spree giebt der dies­jährige grosse Eisfischzug, auch Brassenzug genannt, auf dem Müggelsee, der am vorigen Freitag von den Köpemcker Grossfisehern abgehalten wurde. In dem grossen Netz, das schon in aller Frühe mitten auf dem See durch das Eis hindurch ins Wasser gelassen und nachmittags 2 Uhr bei Teufelssee herausgewunden wurde, fand sich nur ein halber Zentner Fische vor. Dabei waren 50 Mann, Fischer und Arbeiter, bei dem Fischzuge beschäftigt. In früheren Jahren betrug die Ausbeute oft 1015 Centner, aber seitdem die Dampfschifffahrt die grosse Ausdehnung angenommen, nimmt der Fisch­bestand auch in der Müggel stetig ab. Voss. Ztg. 17. 1. 1893.