Heft 
(1896) 4
Seite
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Bücherschau.

30. Neunaugenfang. An der Bobermündung in der Provinz Brandenburg ist noch immer ein recht lohnender Neunaugenfang. Daselbst wurden beispielsweise Mitte Januar 1893 in einer Nacht weit über 2000 Stück dieses leckeren und hochgeschätzten Speisetisches gefangen. E. Friedel.

Bücherschau.

Die französischen Kolonien zu Müncheberg und Fürsten- walde von Albert Schöttler. Teil I. Müncheberg. Beilage zum Programm des Gymnasiums in Fürstenwalde. Fürstenwalde a. d. Spree 1895.

Der erste Versuch der im dreissigjährigen Krieg arg mitgenommenen, später durch einen verheerenden Brand fast ganz in Asche gelegten Stadt Müncheberg eine fremde intelligente Bevölkerung zuzuführen, wurde im Jahre 1697 gemacht. Damals sollten 30 französische Familien nach dem Orte verpflanzt werden. An der Spitze des Unternehmens stand ein in Magdeburg angesessener Refugie, namens Jacques Brunet. Trotz den grossen Schwierigkeiten, die dem Projekt von manchen Seiten bereitet wurden, auch durch den Bürgermeister der Stadt selbst, der lieber andere Kolonisten in Müncheberg gesehen hätte als Franzosen, dieanderswo Ungelegenheit genug machen und es überall gemachet haben wollen, war es bis nahe an seine Durchführung herangebracht, als es im letzten Augenblick scheiterte. Brunet wollte auch solche französische Familien nach Müncheberg bringen, die schon in anderen märkischen Orten niedergelassen waren, dort sich aber nicht wohl fühlten und ein besseres Unterkommen suchten. Die Regierung hingegen wollte und konnte es nicht geschehen lassen, dassder neuen Kolonien halber die alten und bereits establyrten depeupliret würden.

Diesem misslungenen Versuch folgte sehr bald ein neuer. Im Kanton Bern hatten sich Refugies in solcher Fülle angesammelt, dass eine Entleerung des Landes dringend nötig wurde. Hilfeflehend rief man die erprobte Gast­freundschaft Brandenburgs an. Ein ehemaliger französischer Militär, Charles Masse, kam nach Berlin, um sich beim Kurfürsten für seine in der Schweiz zurückgebliebenen "Landsleute zu verwenden. Im Februar 1698 erhielt er die Erlaubnis, 40 französische Familien nach Brandenburg zu führen und sich nach einem zur Anlage einer Kolonie geeigneten Ort umzusehen. Er wählte das an der Hauptstrasse nach Preussen und Russland gelegene Müncheberg. Nicht lange vor dem Osterfest des Jahres 1699 trafen die ersten 12 oder 13 Familien hier ein. Ihnen folgten nach und nach, andere, so dass die Kolonie am Ende des Jahres 1700 aus einigen 30 Familien bestand. Im Jahre 1705 waren es schon 46. Wie Charles Masse der Begründer der Müncheberger Kolonie war, so war er auch die Seele der Niederlassung und nicht der bisher immer dafür gehaltene Gesandschaftsrat und Hüttendirektor Etienne de Cordier, der nicht mehr als das angesehenste Mitglied der Kolonie war.

Die Erwartung, dass der Zufluss der Fremden für die Stadt von Vorteil sein würde, wurde nicht getäuscht. Müncheberg nahm einen beträchtlichen