Heft 
(1896) 4
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9. (1. fiffentl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.

zoller in Brandenburg; eingezogen, und ich sehe keinen stichhaltigen Grund, diese Angabe zu bezweifeln.

Herr von Levetzow teilte diese Feststellung, die namentlich bei Jubiläumsfeiern in Frage kommt, und die Herr Jentsch an Herrn Geheim­rat Dr. Wilhelm Schwartz übermittelt hatte, der Versammlung mit.

8. Demnächst folgte ein Vortrag des Herrn Museums-Kustos Rudolf Buchholz über:

Eine Auswahl berlinischer Altertümer der spätgotischen und Renaissance-Zeit, die im ehemaligen Spreegrunde gefunden sind. (Mit Vorlagen.)

In keinem Jahre sind Funde altberlinischer Überreste so zahlreich und zugleich von solcher Bedeutung für die ortsgeschichtliche Forschung vorgekommen, wie in dem gegenwärtigen. Wir verdanken dieses Er­gebnis nicht allein dem Umstande, dass gelegentlich vieler grösserer Hoch- und Tief-Bauten eine erhebliche Bodenfläche der alten Stadt bis auf festen Baugrund ausgehoben wurde, sondern auch dem erhöhten Eifer, welcher auf Anregung des Märkischen Provinzial-Museums den Fundvorkommnissen seitens der Bauleitungen zugewendet wird. Die Zahl der interessanteren, im Museum abgelieferten Fundstücke ist so gross, dass ich mich diesmal darauf beschränken muss, einige Gruppen derselben vorzulegen und zwar derjenigen Sachen, die sich im ehemaligen Spreegrunde, namentlich beim Mühlendamm, bei der Kurfürstenbrücke und bei der Schlossfreiheit (Bau des Nationaldenkmals) gefunden haben und dem späteren Mittelalter oder der Renaissance-Zeit angeboren. Einige weitere Gruppen solcher Funde, namentlich die der Schwerter und anderer Waffenstücke, habe ich zur Vorlage in einer späteren Sitzung zurückgehalten.

1. Lampen und Leuchter.

Während des ganzen Mittelalters scheint man hier keine anderen Öllampen gekannt zu haben, als jene einfachen irdenen Schälchen mit einem kleinen Dochtschnabel, wie sie in Berlin und in Provinzial-Städten der Mark vielfach gefunden sind, und wie ich Ihnen hier ein Exemplar vorzeige. Im Vergleich zu den altgriechischen und römischen Lampen, von denen ich ebenfalls eine zum Vergleiche vorzeige, erkennen wir auch hier wie das schon auf vielen anderen Gebieten erwiesen ist einen bedeutenden kulturellen Rückschritt, denn diese Lampenschälchen stellen die primitivste Beleuchtungs-Vorrichtung dar, während die der klassischen Zeit nicht allein wegen der Schönheit der Formen und der Ornamentierung hervorragen, sondern auch ein gewisses Verständnis für Verbesserung der Lichtwirkung und für Hebung von unangenehmen Nebenwirkungen bekunden. In den mittelalterlichen Lampenschälchen ist eine Regulierung der Flamme nicht möglich, der Docht brennt bis nahe an die Ölmas.se