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0. (1. öffentl.) Vernammlung des IV. VereinBjahres.
ihrer Schablone natürlich immer die „geniale“ Metropole, München, „die deutsche Kunststadt par excellence“ und — Berlin, je nun, der Ort, wo man etwa Soldaten und eine strenge Verwaltung besonders schätzt, wo daher die Menschen gar keine tiefem Kunstneigungen haben können, obwohl es unlängst zahlenmässig festgestellt ist, dass unsere Hauptstadt ein Kunstmarkt ist von einer Ergiebigkeit, wie wenige heute existieren.
Meine Herren und Damen! Bisher sind diese Verhältnisse noch niemals in der Öffentlichkeit so besprochen worden, wie sie wohl längst schon einmal hätten beleuchtet werden müssen. Mich haben sie jetzt veranlasst, ein Organ herauszugeben, genannt: „Die Kunst-Halle“, in welchem gegen alle Versuche, unser Berliner Kunstleben herabzusetzen, energisch Front gemacht und worin die ernsten Bestrebungen unserer Künstler und Kunsthandwerker publizistisch unterstützt werden sollen. . . Ganz abgesehen davon aber meine ich, dass unserer Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz Brandenburg in dieser aktuellen Frage eine ganz bestimmte und sehr dankbare Aufgabe zufalle: nämlich in den schöpferischen künstlerischen Kreisen das Heimatsgefühl zu stärken und zur Bethätigung anzuspornen! Das Heimatsgefühl — ja, es spielt heute, noch mehr als früher, in der Landschaftsmalerei eine Rolle. Nur dadurch sind ja einst die alten holländischen Meister so gross geworden, dass sie die Scholle, auf der sie lebten, unaussprechlich geliebt und selbst das hässlichste Stückchen Heimat, das sie malerisch verherrlichten — keinem fremden Eden nachstellten. . . Nach meiner vollen Überzeugung hat die märkische Landschaft noch eine künstlerische Zukunft. Sie ist für die Malerei fast noch jungfräulicher Boden. Pflicht der heimischen Künstler ist es, ihr jene Zukunft jetzt zu begründen, unsere Pflicht aber scheint mir zu sein, sie dazu nach Massgabe unserer Kräfte und Mittel anzusporaen. Ich meine daher — und ich würde es als ein Glück betrachten, wenn meinen bescheidenen Worten überhaupt ein Gewicht beigelegt werden sollte — ich meine, dass unsere „Brandenburgs“ es wohl wagen könne: eine Ausstellung märkischer Landschaften unter ihrer Aegide vielleicht schon im nächsten Jahre, oder etwas später, zu eröffnen. Ich weiss aus Erfahrung, dass jetzt zahlreiche junge Maler mit regem Fleisse, während des Sommers, an vielen Punkten im Grunewald, bei Eberswalde, Buckow, Freienwalde, im Spreewalde, die fleissigsten Studien machen. Sie gehen dabei oft über die künstlerischen Absichten der alten Landschafter, z. B. eines Bennewitz von Loefen, von dem zur Zeit im Salon Schulte eine Fülle interessanter märkischer Ansichten ausgestellt sind — weit hinaus, indem sie mehr als blosse Veduten, als gewöhnliche Naturkopien geben, nämlich die sonnige Freiluft hinzumalen, all’ das geheimnisvolle Leben und Weben in der Atmosphäre, die eigentümliche Naturseele der Heimat. . . Ja, meine Herren — das Alte ver-