Kleine Mitteilungen.
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blüht und stirbt und neue Ideale ringen sich empor! Man hat dieser Tage in einem Lokalblatte behauptet: Berlin sei neuerdings so langweilig geworden. Früher, als man sich noch an der guten alten Berliner Lokalposse ergötzte und gern zusah, wie Berlin weinte und lachte, da kamen allerdings die Gaffer, die Leute, die nur mit ihrem leiblichen Auge sehen können, viel besser auf ihre Kosten. Seit kurzem aber ist es ratsam — will man dem geistigen Leben der jungen Weltstadt völlig gerecht werden — zu wissen: nicht nur wie Berlin weint und lacht, was es isst und trinkt, sondern wie es denkend arbeitet, wie es sinnt und träumt. Das letztere, meine Herren, das Sinnen und Träumen, kam auch schon künstlerisch vielfach zum Ausdruck, z. B. in den Werken einer kleinen Gruppe von jüngern Neuromantikern, die jetzt eifrig einem poetischen Naturkultus, einer landschaftlichen Phantastik huldigen. Angeregt durch Richard Wagner, durch Böcklin und Max Klinger zaubern sie märchenhafte Scenerien hervor, zu denen sie sich meist die Elemente aus der märkischen Wald- und Wiesenlandschaft holen. . . Ich will dieses Bild der jüngsten Kunstentwicklung nicht weiter vor Ihnen ausspinnen — schliesse vielmehr mit der Frage meines eigentlichen Themas: Hat unsere Mark eine künstlerische Vergangenheit? — und zwar mit der Überzeugung, dass das „Ja“ auch dann zugebilligt werde, wenn über den Massstab und den Wert dieser künstlerischen Vergangenheit noch Zweifel und abweichende Ansichten unter Ihnen bestehen.“
Nach dem Schluss der Sitzung vereinigte sich noch eine Anzahl der Teilnehmer im Restaurant Grosser Kurfürst.
Kleine Mitteilungen.
Geschichtliche Nachrichten über die Influenza. Da diese unheimliche Krankheit sich gerade jetzt wieder mehr bemerkbar macht, dürften die nachfolgenden drei geschichtlichen Notizen darüber von Interesse sein. Gewöhnlich gilt das Jahr 1580 als dasjenige, in welchem die Krankheit sich in Deutschland zuerst bemerkbar machte, in diesem Sinne spricht sich die nachstehende, von medizinischer Seite mir mitgeteilte Nummer 2 aus, es ist mir aber gelungen, noch eine um ein Jahr ältere Notiz (vgl. No. 1) zu entdecken.
1. (1579.) Bei E. Friedländer, Ältere Universitätsmatrikeln, II. Greifswald, I. Bd. Leipzig 1893, finde ich zufällig folgende Angabe: 1579 beschreibt der Rector Magnificus, ein Mediziner, in sehr ausführlicher