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12. (2. öffentl.) Versammlung.
kulturgeschichtliche Beziehungen aufweisen, habe icli bereits zweimal, in der Sitzung vom 23. •lunuur und vom 27. März 1895, gesprochen und auf die lamles- bzw. heimatkundlichen Beziehungen dieser Produkte der Textil-Industrie hingewiesen.
Infolge meiner wiederholten Bitte, solche Tücher, gleichzeitig im Interesse der „Brandenburgia“, dem Märkischen Museum zuzuwenden oder doch wenigstens Ilimveise auf dergleichen Vorkommnisse zu sammeln und mitzuteilen, bin ich heut in der angenehmen Page, Ihnen eine neue Reihe von Erinnerungs-Tüchern vorzufüliren*). Fräulein Elisabeth Lemke hat sich der Angelegenheit mit gewohntem dankenswertem Eifer angenommen und uns vier neue Erinnerungstücher zugewendet.
Zunächst hat der Haupt-Vortragende des heutigen Abends Herr Divisions-Pfarrer Schild, Schriftführer des Altertums-Vereins zu Torgau eine Druckform, Platte oder Model, aus hartem Ilolz 45 cm lang, ca. 20 cm breit freundlichst mitgebracht, welche, wie in Heft VH. S. 48 der „Veröffentlichungen“ des genannten Vereins gesagt ist, der Färber- meister Gerhardt in Torgau aufgefunden und an denVerein abgegeben hat. Dass diese Druckform mit der Überschrift „Torgau“ eine Ansicht der alten Veste darstellend aus der Zeit von 1600 bis 1650 stammt, lässt sich u. A. aus der Bauart der überdeckten Elb-Brücke ersehen, über deren Geschichte wir genaue Daten haben.
Wie die in das Massiv der Platte eingeschnitteuen Griffe zeigen, konnte mit derselben aus der Hand gedruckt werden. Doch liess sich der Druck durch einen an der Zimmer-Decke angebrachten Hebel mit Knievorrichtung unzweifelhaft verstärken, gerade wie unsere Mitglieder dies in der Druckerei der Linoleum-Fabrik zu Rixdorf am 22. August d. (vgl. Monatsblatt S. 161) beim Bedrucken von Decken, Teppichen u. dgl. mit angesehen haben. Herr Schild hat die Güte gehabt, mittels dieser Form Abdrücke in Druckerschwärze auf Leinwand in der Druckerei des Kreisblatts zu Torgau anfertigen zu lassen, von denen ich ein Exemplar vorlege, welches im Mark. Museum unter B. VI. 11 857 eingetragen ist.
Herr R. Forrer schrieb mir am 21. d. M. aus Strassburg i. E., . . . die Vervielfältigung mit dieser Model sei in Wachsdruck hergestellt gewesen, wobei der Grund blau, die Zeichnung weiss war.
*) Hierbei sei bemerkt, dass die Kunsttafel, welche dem Mai-Heft (Nr. 1 des Jahrgangs IV. 1895/96) beigegeben ist, das Krinnerungstuch auf den Frieden von Sistov (Czistowe), 4. April 1791, betrifft, welches Herr Schriftsteller R. Forrer zu Strassburg i. E. entdeckt hat, und welches ich im Jahrgang III. 1894/95 auf 8. 305 ausführlich beschrieben habe. Es gehört also eigentlich noch in jenen Jahrgang und lässt sich erwünschten Falls dort mit Leichtigkeit einkleben. Herr Forrer hat die Güte gehabt, die Hälfte der Herstellungskosten dieses Kunstblatts zu übernehmen, wofür die „Brandenburgia“ ihm besondem Dank schuldet.