!-• (-• öffentl.) Versammlung,
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Lralte Dnickfonnen dieser Art mit Abbildungen und erklärendem I ext iiir Seiden- und Baumwollen-Stoff sind mir aus Japan, noch mehr aus Ciiina bekannt. Sie werden aber übertroffen durch Druckformen mit Abbildungen nebst zubehöriger hieratischer und demotischer Schrift in A lt-Aegypten, die sicli als Einwickelungs-Material der Mumien erhalten haben.
Herr R. Kor rer in seinem Aufsatz „Über meine Zeugdrucke“ in der Antiquitüten-Zeitschrift, Strassburg, den 26. Sept. 1893 S. 19, sagt: „Aber die Sammlung führt uns noch weiter zurück, bis in die byzantinische Zeit hinein. Von Arles [in Frankreich] besitze ich aus einem Grabe des VI. Jahrhunderts einen gemusterten Zeugdruck, von Achinim- I'anopolis [in Aegypten, ca. 3. Jalirli. n. Chr.] endlich, der in diesen Blättern schon mehrfach erwähnten stoffreichen Totenstadt, ein zweifarbig bedrucktes tiewebe, dessen Zier mit mehreren verschiedenen Modeln zusammen komponiert ist. Und von derselben Provenienz habe ich auch das Druckgeräte des Zeugdruckers: Ein Original-Holzmodel mit Ornament zur Herstellung byzantinischer Zeugdrucke!“
Soweit Herr Forrer. Ich zweifle nicht, dass auch die alten Griechen und Römer dergl. Holzmodeln zum Zeug-Bedrucken gehabt haben, indessen hat der Zahn der Zeit sie wie das meiste „klassische“ Holzgerät vernichtet, während die ausnehmend trockene Luft Aegyptens die Erhaltung von allerhand Holzgerät ganz vorzüglich begünstigt hat. Indessen haben sich von den eigentlich klassischen Völkern, ausser den Stempeln und den Siegeln der Fingerringe und Petschafte, auch eigentliche Druckformen für Zeug, Thonwaare u. dgl. ausgebrannten Thon oder in Stein bezw. Metall graviert, erhalten. Auf den altrömischen Druckformen befinden sich Stempel, Figuren und Buchstaben, zum teil sogar bewegliche Lettern, und sind dieselben aus den verschiedensten Teilen des eigentlichen römischen Reichs wie der Provinzen und Tributärstaaten bekannt. Die Inschriften- und Zahlen-Druckformen sind wie soeben angedeutet, mitunter aus beweglichen Lettern hergestellt, wie man daraus erkennt, dass bei sonst ganz gleichen, also aus denselben Händen hervorgegangenem Fabrikat der Stempel kleine Varianten aufweist. Manchmal sind in der Eile einzelne Buchstaben auf den Kopf gestellt, Rechtschreibungsfehler und im eigentlichsten Sinne „Druckfehler“ vorhanden u. dgl. Versehen mehr. Hiernach lag bei den alten klassischen Völkern die Erfindung der Bild- und Buchdruckerei sehr nahe und man wundert sich mit Recht, warum dieselben nicht hierzu fortgeschritten sind. Wahrscheinlich liegt die Antwort darin, dass die Arbeit der Sklaven bequem und billig " T ar und dass die Vervielfältigung von Schriftwerken durch Sklavenbände viele Jahrhunderte hindurch um so mehr genügte, als die Sklaverei auch in den christlichen Staten bis ins Mittelalter hinein noch fort-
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