12. (2. öffentl.) Versammlung.
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Eroberung Englands durch Wilhelm den Eroberer bis zur Schlacht von Hastings, 14. Oktober 1066, vor in 72 Scenen mit zahlreichen Figuren und vielen Inschriften auf einem Leimvamlplan von 0,46 m Höhe und 63 m Länge. Die gewaltige kunstvolle Arbeit in buntem Plattstich auf Leinwand, wird von einigen Forschem Wilhelm des Eroberers (lemahlin Mathilde, von andern der Mathilde,-Tochter König Heinrich I. von England (ca. 1140) zugeschrieben. Nach dem Jahre 1150 dürfte dies interessanteste aller Erinnerungstücher schwerlich entstanden sein, über welches ich mich leider zur Zeit, wo ich vorzugsweise auf die gedruckten Erinnerungs-Tücher, wenn auch nicht ganz ausschliesslich, eingehe, nicht weiter auslassen kann.
Auf die T orgau Tuchdruck-Model folgt heut Abend dem Alter nach ein Mainzer Kupferdruck auf schwerem weissein Seidenstoff. Er ist 56 cm breit, 43,5 cm hoch, im Kat. VI. des Mark. Museums unter No. 11712 inventarisiert. Dargestellt ist auf dem Seidentuch das Brustbild eines Mannes mit Schnurr- und Kinnbart und Allongeperücke. Das Brustbild ist von einem ovalen, mit Blättern eingefassten Rahmen umgeben, der auf einer Konsole ruht. Leber und unter dem Rahmen befinden sich Spruchbänder mit folgenden Aufschriften: links oben „Religioni“, rechts ölten „Patriae“, links unten „et imperio“, rechts unten „et populo“. Auf der Konsole in der Mitte ein Wappen (vermutlich das erzbischöflich-maiuzische), zu beiden Seiten auf aufgerollten Bändern eine lateinische Widmung an den Erzbischof Johann Philipp von Mainz, den das Portrait wahrscheinlich darstellt. (Mit einem Bischofskreuz um den Halz ist es geschmückt.) Aus der Widmung, die unten die Jahreszahl „1667“ zeigt, ergiebt sich, dass die Platte von N. Person herrührt. Audi steht auf dem untersten Teil der Konsole: Person exc. Moguntiae. Zu beiden Seiten des Portraits sind links und rechts vier (Truppen von Putten gelagert. Zwei links oben halten einen
kurz, indem es unter den eigentlichen Hauptfiguren nur einmal vertreten ist. Insbesondere vermissen wir die schöne Editha Schwanhals, Geliebte Haralds, die Buhver in seinem Roman „Harald, der letzte Sachsenkönig“ so ausserordentlich feiert, schmerzlich. Nach meiner Auffassung, insbesondere der Drachenschiffe, der Kleidung, der Danzer und der Schriftzeichen auf den Legenden gehört die Arbeit noch in das 1L Jahrhundert. Die Genauigkeit der kriegerischen Darstellungen lässt mich der Vorstellung Raum geben, dass die Zeichnung von männlicher Hand auf Anregung des Bischofs Odo entworfen, aber von weiblicher Hand aus geführt ist; letzteres schliesse ich, weil die Farben zum Oefteren willkürlich und inkorrekt sind. Die Königin Mathilde mag etwas mitgestickt haben; dass sie die riesenhafte Arbeit allein ausgeführt habe, halte ich für undenkbar. Vornehme Damen Pflegen, wie wir alle wissen, bei dergleichen Gelegenheiten (Kirchenteppichen etc.) ein Pröbchen zu sticken, das Uebrige müssen die Hofdamen und zum grösseren Teil Dienerinnen besorgen. Es ist wohl kaum nötig hinzuzufügen, dass dieses Kunstwerk kein Fuss-Teppich, sondern ein Wand-Teppich gewesen ist.