12. (2. öffentl.) Versammlung.
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Beschaffenheit fortzusetzen und solche dem Märkischen Provinzial- Museuin gütigst zu überweisen.
Bei der sich liierauf entspinnenden Diskussion legte Fräulein -lose phine Freytag ein Exemplar des zuerst im Monatsblatt III. S. 309 erwähnten, gegen Napoleon I. gerichteten Erinnerungstuchs und Herr Direktor Prof. Dr. Otto Reinhardt das a. a. 0. S. 312 aufgeführte Erinnerungstucli an die Schlacht vtm Navarin vor, das im Mittelschild ein weisses Kreuz zeigt und französische Inschriften trägt. Herr Schulrat Dr. Carl Euler erwähnte gelegentlich der Beziehungen zwischen den Erinnerungstüchern und den Neu-Ruppiner Bilderbogen, wie sich der Kaiser Friedrich als Kronprinz, ihren hohen Wert für das Volk erkennend, für die letzteren interessiert habe.
4. Herr Dr. Otto Franz Gensichen als Gast anwesend, macht folgende Mitteilung unter dem Titel:
Der Vater der neuen Planeten-Entdeckungen.
Vor einer Gesellschaft, die sich die Pflege Brandenburgischer Heimatskunde zur Aufgabe gestellt hat, darf ich heute wohl an eine gerade jetzt vor fünfzig .Jahren gemachte wissenschaftliche Entdeckung erinnern, welche für die Mark ein zweifaches Interesse hat: einmal, weil sie von einem geborenen Märker in der Mark selbst gemacht wurde, alsdann, weil eine märkische Zeitung zuerst und allein der Welt davon Kunde gab.
Die urberliner „Vossische Zeitung“ vom 13. Dezember 1845 enthielt als bescheidene „Privatmitteilung“ aus Driesen N. M. die Zuschrift eines bis dahin völlig unbekannten „K. Hencke“, dass er am 8. Dezember einen bisher unbekannten Stern 9. Grösse entdeckt habe. Unter Angabe der näheren astronomischen Bestimmungen folgte die Bitte, dass man den “Fremdling“ auf anderen Sternwarten verfolgen möge, und die „Vossische Zeitung“ vom 16. December 1845 brachte dann die Nachricht, dass die am 14. Dezember auf der Berliner Königlichen Sternwarte vorgenommene Beobachtung „sehr gut mit Herrn Hencke’s Angaben über- einstimme, und dass der neue Stern keiner der vier bekannten kleinen Planeten, sondern wahrscheinlich ein neuer Planet sei.“
Allmählich richteten sich nun die Augen der ganzen gebildeten Welt auf das kleine neumärkische Städtchen und den bisher unbekannten „K. Hurioke“, welchem Alexander von Humboldt nachmals den Ehrennamen des „Vaters der neuen Planetenentdeckungen“ gegeben hat.
Aus kleinbürgerlicher, unbemittelter Familie am 8. April 1793 zu Driesen N.-M. geboren, hatte Karl Ludwig Hencke nur auf der damals höchst mangelhaften Driesener Bürgerschule seine Ausbildung genossen, war bereits vor beendetem vierzehntem Lebensjahre als „Lehrling“ bei dem dortigen Postamt eingetreten, hatte später in Woldenberg und Ams-
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