Heft 
(1896) 4
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2 . ( 12 . ötfentl.) Versammlung.

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raiiiu unter samtliclie Beobachter systematisch derartig zu verteilen, dass deder einen bestimmten Bezirk anhaltend aufs Genauste durch- mustern sollte. DieseTeilung der Arbeit erzielte binnen Kurzem überraschend glänzende Erfolge.

Das achtzehnte Jahrhundert, welches auf fast allen Gebieten in einer früher nie geahnten Weise bahnbrechend vorangegangen, hatte die lianetenkunde vertlossener Jahrtausende nur um die eine Entdeckung desUranus bereichert, und dieser eine kreiste nicht einmal in der durchaus vermuteten Sphäre zwischen Mars und Jupiter! Das neun­zehnte Jahrhundert führte sich bereits am 1. Januar 1801 mit der Ent­deckung derGeres durch Piazzi in Palermo glänzend ein. Schon 1802 entdeckte Olbers in Bremen am 28. März die.Pallas; am 1. September 18(4 Ilarding in Eilienthal dieJuno; am 29. März 1807 abermals Olbers in Bremen dieVesta.

Diese binnen sechs Jahren aufgefundenen vier Planeten kreisen wirklich in der von Kepler bezeichneten Sphäre: zwischen demMars und demJupiter. Dann freilich verstrichen, seit 1807 volle aeht- unddreissig Jahre, ehe trotz eifrigster Nachforschung ein neuer Planet entdeckt wurde.

Jene vorher erwähnte Formel mathematischer Gesetzmässigkeit für die Abstände der einzelnen Planetenbahnen unter einander ist von der neueren Astronomie freilich als unhaltbar aufgegeben worden,, aber der frühere Glaube an jene Formel hat doch den Entdeckungseifer mächtig angefacht. Und als dieser Eifer seit 1807 keine neuen Erfolge zu verzeichnen hatte, da regte ßessel in Königsberg die Ausführung genauer Sternkarten an, welche die ganze Äquatorialzone des Himmels in einer Breite von dreissig Graden und alle Sterne erster bis neunter Grösse umfassen sollte. Die Berliner Akademie der Wissenschaften übernahm die Verwirklichung dieses Planes und trat 1824 mit dem genauer detaillierten Prospekt hervor. An 24 Beobachter wurden die 24 verschiedenen Zonen verteilt, fast schien es, als wolle man die indischeEappenjagd auch auf das hiinmliche Wild der Planeten übertragen!

Die aus solcher Veranlassung entstandenen Kalten, welche alle früheren an Genauigkeit hei weitem übertrafen, gelangten auch in die Hände von Dilettanten, und die gleichzeitige Verbreitung guter. Fern­rohre timt überdies der astronomischen Liebhaberei bedeutenden Vorschub. Diese war in Hencke bereits durch die Lektüre von BodesAnleitung zur Kenntnis des gestirnten Himmels frühzeitig geweckt worden, und schon 1822, also zwei Jahre vor Veröffentlichung jenes Prospektes der Berliner Akademie, kaufte er sich von Utzschneider und Frauenhofer in München ein treffliches Fernrohr, init dem er, unterstützt duicli sein ausserordentlich scharfes Auge und seine hervorragende Anlage zum

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