Heft 
(1896) 4
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Id. ('!. öffentl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.

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auch anderweitig bekannt. Es ist nur eine pomologische Spielerei, wie sie Liebhaber von Kuriositäten versuchen; in sachlicher Beziehung haben derartige Bäuine wenig Wert, da dieselben nur von kurzer Lebensdauer sind und die Erträge auch demgemäss ausfallen. Herr Schenk bemerkt, dass die ca. 20 Birnen, die in dei; Längsaxe 10 cm, in der Queraxe 7,5 cm besassen, vor der Reife hart abfielen, aber innerhalb 14 Tagen saftig nachreiften und einen an die Bananen erin­nernden Wohlgeschmack hatten. Eine von Herrn Kannengiesser mit­geteilte Photographie des Baumes, der sich etwa in Mannshöhe aus­gabelt, zeigt deutlich das Laub der Eberesche auf einigen Ästen und das des Apfelbaums bezw. Birnbaums auf anderen Ästen.

Herr E. Friedel bemerkt hierzu, dass man auf die gemeine Eberesche auch die unlängst aufgefundeue süsse Eberesche, von den Pomologen jetzt Edel-Eberesche pfropfen könne und dass man wohl tliue, namentlich im Interesse der ärmeren Bevölkerung, dies zu thun. Demnächst teilt er noch Folgendes mit über diese neue Spielart:

Die Edel-Eberesche (Sorbus aucuparia L. var. dulcisj.

Vor einigen Jahren wurde man in der Gemeinde Spornhau bei Goldenstein in Mähren, ca. 7 20 Meter über dem Meere gelegen* *], auf einen Ebereschenbau in aufmerksam, welcher durch die Grösse und den Wohlgeschmack seiner Früchte die Beachtung der umliegenden Land­bevölkerung wachrief. Ein Hirt, der sein Vieh in der Nähe jenes Baumes weidete, kostete einige Früchte, angelockt durch ihre schöne Farbe, fand sie sehr schmackhaft und teilte diese Wahrnehmung seinem Herrn mit. So wurde der Baum bald bekannt, und es wurden Versuche angestellt, ihn zu vermehren. Das Pfropfen und Copnlieren lieferte vorzügliche Resultate, so dass die Edel-Eberesche schon in vielen Hunderten Exem­plaren verbreitet ist und auch noch weiter bekannt zu werden verdient.

Der äussere Habitus der Edel-Eberesche ist von jenem der gemeinen Eberesche nicht wesentlich verschieden. Ausser den Früchten fällt nur die Belaubung ein wenig auf. Die Blätter sind mehr dunkelgrün und etwas grösser, die Rinde etwas dunkler. Die Anpflanzung dieses Baumes

*) In Tirol bei Innsbruck habe ich die Eberesche zwischen der Strauch- i8pel, Mespilus (Sorbus) chamaemespilus, strauchartig, bei ca. 6000 Fuss j he nocli blühend gefunden. Die hier viel kleineren roten Früchte reifen oft erst

*n der Schnee wieder fällt. Drude in seinem vortrefflichen, in der botanischen ndeskunde bahnbrechenden WerkDeutschlands Pflanzengeographie 1896. I. S. 125 sagt:Von den Apfelfrüchtlem sind besonders die Bäume Mer Grösse oder Grosssträucher der Gattung Sorbus bemerkenswert, von denen J Eberesche oder Vogelbeerbaum: S. aucuparia, die weiteste Verbreitung besitzt d namentlich in der oberen Fichtenregion, wo fast alle anderen Blütensträucher r ückgeblieben sind, noch eine bedeutende Bolle spielt. Über die Baumgrenze hinaus siedelt er die infraalpinen Gerolle und entfaltet hier erst im Juli seine Blüten, reift

cfl noch zur Not die kleiner werdenden Früchte. Fr.

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