Heft 
(1896) 4
Seite
299
Einzelbild herunterladen

13. (3. öffentl.) Versammlung des IV. Vereinsjalires.

299

botanischen Institut hierselbst befindet. Die Zweigbildung ist eine sehr reichliche, die Zweige sind aber verkürzt, gleich ihren Blättern.

Auf Hellten (Picea excelsa Lk), hier schlechtweg Tanne genannt, finden sich gleichfalls Hexenbesen. Wiederholt sind dergleichen Wucherungen eingeliefert worden, da sie sich aber schlecht konservieren lassen, so sind sie sehr bald in Vergessenheit geraten. Noch im Sep­tember d. J. erhielt ich aus dem Kgl. Fritzener Forst, Belauf Gross- Raum, einen Fichtenhexenbesen, der aber auch schon sehr defekt war. Ich habe ihn der Sammlung des Preussischen Botanischen Vereins über­wiesen.

Für die Provinz Brandenburg scheint mir, wie ich betone, die Donner-, oder Hexenbesen-Bildung am häufigsten auf der Hage­buche (Carpinus betulus) beobachtet. Es wird hier gewöhnlich der Pilz Exoascus als Ursache angesehen; es giebt aber auch Fälle und ich möchte glauben, es sind dies die bei weitem überwiegenden Fälle, wo der Pilz Exoascus bei Carpinus nicht nachgewiesen, gleichwohl aber die struppige verworrene Zweigbildung dieses Baums vom Volk als Donnerbusch oder dergl. bezeichnet wird. Es würde also lediglich eine Erklärung vom Studiertisch sein, etwa zu behaupten, nur diejenigen betreffenden Missbildungen an der Hainbuche, an der sich Exoascus nachweisen lässt, seien Donner- oder Hexenbesen, vielmehr ist in erster Linie hier jedenfalls die Volksanschauung massgebend, und mag dann der Gelehrte nötigenfalls die verschiedenen Ursachen der Donnerbesen zu ergründen versuchen.

Aus alle dem erhellt, dass zwar in einigen Fällen die Hexen- und Donner-Besen bereits übereinstimmend naturkundlich und wissenschaftlich erklärt sind, dass in anderen Fällen die gelehrten Erk.ärungen aus­einander gehen, dass aber daneben es noch Fälle dieser eigentümlichen, die Volksphantasie seit der frühsten Zeit erregenden pflanzlichen Miss­bildungen giebt, wo bislang die Entstehungsursache noch nicht gefunden ist. Dies ist auch die mir geäüsserte Meinung einer Autorität ersten Ranges des hiesigen Universitäts-Professors Dr. Paul Magnus, welcher die Liebenswürdigkeit haben will, sich in einem besondern Aufsatz füi unsere Zeitschrift über die Ursache der Bildung einiger, an Bäumen und Sträuchern auftretenden Hexenbesen und deren Vorkommen in der Provinz Brandenburg auszusprechen.

Ich schliesse meine sehr unvollkommenen Mitteilungen mit einer Liste derjenigen Gewächse, bei denen mir im Laufe der vergangenen c a. 40 Jahre hexenbesenartige Wucherungen bekannt geworden sind:

1. Kiefer, Pinus silvestris L.

2. Fichte, Picea excelsa Lk.

3. Weisstanne, Abies alba Mill.

4. Grau-Erle, Ainus incana D. C.