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13. (3. öffentl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.
logischen Verhältnisse und Beziehungen zu andern Tieren und zur Pflanzenwelt dargestellt. Die Auswahl ist so getroffen, dass möglichst jede Ordnung der wirbellosen Tiere repräsentiert wird, hauptsächlich schliesst sich die Auswahl an das Lehrbuch von Vogel, Müllenhoft’, Kienitz-Gerloft' an. Die grösste Anzahl der 'Tafeln stellt Insekten dar und bringt nicht nur das entwickelte Tier, sondern auch die verschiedenen Entwicklungsstufen. Es wurden gezeigt: Gelbrand-Schwimmkäfer, Hirschkäfer, Kleiner Fuchs, Wolfsmilchschwäriner, Kiefernspinner, nebst ihrer Schlupfwespe, Birkenblattwespe, Sichelschlupfwespe, Stechmücke, Ameisen- jungfer (-löwe), Köcherjungfer, Plattbauch, Eintagsfliege, grünes Heupferd, Maulwurfsgrille, Rückenschwimmer*, Steinkriecher, Wasserspinne, alles Tiere, welche in der Mark Brandenburg heimisch sind. Nicht besprochen wurden, aber aushingen ausserdem die nicht heimischen: Strandkrabbe, Miesmuschel, Seeigel, Seestern und Ohrenqualle.
Um dem Leser einen Begriff’ von der Ausführung der Tafeln zu geben, möchten wir ein Beispiel anführen. Betrachten wir die Tafel „Eintagsfliege“, so zeigt sich uns eine Landschaft kurz nach Sonnenuntergang. Wir sehen den Lauf eines Flusses. Am niederen Steilufer sind zahlreiche ovale bis kreisrunde senkrecht hineinlaufende Löcher. Diese rühren her von den Larven der Eintagsfliege. Eine solche sehen wir im Wasser schwimmen. Desgleichen eine Nymphe, durch ihre Flügelstummel von jener unterschieden. An einem Rohrstengel sehen wir, wie ein männliches Tier soeben sich zum letzten Male häutet d. h. das Stadium des „Subimago“ verlässt, um in das Stadium der „Imago“ überzugehen. In der Luft tummeln sich die „Imagines“ o und 2 und die „Subimagines“ <$ und 2. Alle Gegenstände sind in achtfacher Ver- grösserung dargestellt nach den Publikationen von Gervais. Die wahrhaft künstlerische Ausführung der Tafeln und die grosse Sorgfalt in allen Details fanden die ungeteilte Anerkennung aller Anwesenden. Die Tafeln sind ein sehr wertvolles Anschauungsmittel.
7. Die Geschichte des botanischen Gartens in Berlin, von Karl Müllenhoft’.
Durch hohes Alter und durch wissenschaftliche Bedeutung nimmt der botanische Garten unter den zahlreichen naturwissenschaftlichen Instituten unserer Stadt einen ganz hervorragenden Rang ein. Guttstadt führt in seiner Besprechung der naturwissenschaftlichen und medizinischen Staatsanstalten Berlins (Festschrift der Naturforseherversammlung Berlin 1886 bei Hirschwald) über 60 verschiedene Institute auf: von diesem übertrifft nur die Bibliothek den botanischen Garten an Alter. Im Jahre 1661 liess der Grosse Kurfürst die Trümmer der märkischen Kloster- bibliotheken sammeln und mit der Schlossbibliothek vereinigen; im Jahre