Heft 
(1896) 4
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13. (3. öffentl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.

den Garten in vier Hauptabschnitte; jeder einzelne Hauptabschnitt wurde durch schmälere Wege in Gemüsebeete eingeteilt, an deren Picken je ein Obstbaum gepflanzt wurde.

Ein kleiner Plan des von Michelmann angelegten Gartens findet sich auf einer aus dem Jahre 1685 stammenden Karte Berlins und seiner Umgebung, die im Hohenzollern-Museum im Schlosse Monbijou aufbe­wahrt wird.

In diesem vom Geräusch der Stadt entfernten Mustergarten liebte es der Grosse Kurfürst seine Mussestunden zuzubringen; liier säete, pflanzte und pfropfte er mit eigener Hand. 'Aus Holland, P'rankreich und Italien liess er Samen, lebende Pflanzen und junge Bäume kommen und Versuche mit verschiedenen Sorten von Samen austellen. Die Kulturen im Kurfürstlichen Garten übten auf das ganze Land den segensreichsten Einfluss aus. Der gesamte Adel des Landes beeifertc sich um die Wette, nach dem vom Landesherrn gegebenen Beispiele, seine Obst- und Küchengärten einzurichten.

Der König Friedrich der Erste, welcher sich mit seinen Brüdern in seiner Jugend zur Sommerzeit viel hatte im Schöneberger Garten aufhalten müssen, verwandelte ihn in einen königlichen Lustgarten, in­dem er die ganze innere Einrichtung veränderte; er liess Glas- und Treibhäuser erbauen und eine Orangerie anlegen.

Wieder ein ganz anderes Aussehen erhielt der Garten unter Friedrich Wilhelm dem Ersten. Dieser sparsame König hatte für den Lustgarten kein Interesse und war daher zufrieden, dass ihm Jemand die Unter­haltungskosten für den Garten abnahm. Andreas Gundelsheimer, der Leibarzt des vorigen Königs und Begleiter von Tournefort auf einer Reise nacli dem Orient, erhielt auf sein Ersuchen die Verwaltung des Gartens und steuerte zu den Unterhaltungskosten aus seinen Mitteln be­trächtlich bei. Unter Gundelsheimers Leitung nahm, der Garten einen bedeutenden Aufschwung und w urde zu einem wissenschaftlichen Institute. Der Pflanzenreichtum mehrte sich durch die Aufhebung des neben dem königlichen Schlosse in Berlin gelegeuen Lustgartens, aus welchem die seltenen exotischen Pflanzen die Zwergpalme, Drachenbäume, Kampfer­bäume u. s. w. hinübergebracht wurden. Kaum waren aber die ersten Einrichtungen fertig geworden, als im Jahre 1715 Gundelsheimer starb.

Es folgte nun eine trübe Zeit für den Garten; derselbe wurde als Apothekergarten der königlichen Hofapotheke überwiesen. Die Pflege der »in ihm enthaltenen seltenen ausländischen Bäume, Stauden und Gewächse wurde der königlichen Societät der Wissenschaften übertragen, welche auch für die Herstellung von Gewächshäusern u. s. w. sorgen sollte. Da nun aber ausreichende Mittel für die Erhaltung nicht gewährt wurden, so verfiel der Bretterzaun, Wildschweine brachen nächtlich ein, und zerstörten die Gewächse., die Hälfte des Gartens lag überhaupt wüst;