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Carl Bolle, Ein Paar Worte, vielleicht in Erwartung anderer mehr.
Ein Paar Worte, vielleicht in Erwartung anderer mehr.
von Carl Bolle.
Bei dem lebhaftem, wenn auch sorgenvoll getrübten Interesse, welches unser botanischer Garten zur Stunde erweckt, erscheinen Aufzeichnungen über beliebige Dinge oder Zustände desselben vielleicht in erhöhtem Grade der Beachtung wert. In diesem Sinne mögen die nachstellenden metrischen Erinnerungen an einen Kiesenbaum aus der Coniferenfamilie hier einen Platz finden. Dieselben wurden mit bewegtem Gemüt zu einer Zeit niedergeschrieben wo sich der Himmel über genanntem Institut ebenfalls trüb umwölkt spannte und viele seiner schönsten Zierden aus der Baumwelt, leider, der Axt erlagen.
Es ist die Epoche des Eichler’schen Direktorats, von der wir reden und die wir als eine Art von Interregnum zwischen zwei glücklicheren Verwaltungen bezeichnen müssen. Damals ist, fast gleichzeitig mit dem Tode des Garteninspektors Carl Bouche, im Herbst 1881, jene unendlich vielen Berlinern bekannte Weymouthskiefer gefallen, die, an seinem Eingänge erwachsen, so lange der Stolz des Gartens gewesen war, in welchem sie eine derjenigen der weltberühmten Oeder des Pariser Jardin des plantes ebenbürtige Stelle eingenommeji hatte.
Jetzt beschattet eine immerhin ansehnliche, wenn auch weit niedrigere Sumpfcypresse (Taxodium distichum), neben einem starken Stamme des Ahorns vom Montpellier (Acer monspessulanum) den Eingang zu dem durch zwei Jahrhunderte des Studiums und des Sammelfleisses geweihten Garten, an dessen schwer bedrohter Existenz in diesem Augenblick die Blicke unserer Mitbürger mit ängstlicher Erwartung hängen.
11. Dezember 1895. *
An einen Baum, der 1881 fiel.
I.
Du stammst von Bäumen,.die die höchsten waren Im roten Indierland der Delawaren.
Aus Kernen, zu uns Uber’s Meer gefahren,
Wardst du erzogen nah hei Flora’s Laren,
Dass du, als Wächter, mügst die Pforten hüten Durch die man eingeht zu des Weltalls Blüten,
Den unterm Glasdach von der Flamm’ umsprühten;
Wo unser Nord süss träumt vom fernen Süden.
Wer, wenn er, c-ederngleich, schaut dein Geäste,
Dich seihst umwallt von üpp’gem Nadelhaar,
Vermutet wohl an dir geheim Gehreste?