Heft 
(1896) 4
Seite
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Carl Bolle, Ein Paar Worte, vielleicht in Erwartung anderer mehr.

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Doch dass man in botanschen Paradiesen Nicht sei unsterblich, hast seit manchem Jahr Schon krünkelnd, du zu unsrem Leid bewiesen.

II.

Den Drago überlebt ich nun auch diesen Geweihten Stamm, an welchem Willdenow Zu lehnen liebt, den sinnend Chamisso Zwar nicht besungen hat, doch still gepriesen.

Die Welt ward arm an jeder Art von Riesen.

Wie überall, scheints hier im Garten so,

Der lang' stand wohlverdienten Ruhmes froh Und sich vor Andern hatte reich erwiesen.

In mir erklingt das ewge Weltenwehe,

Die Klage um des grossen Panes Tod,

So oft ich Majestätsches sinken sehe.

Wie Götter, gehn auch Bäume stolz von dannen,

Und fröstelnd fällt ein spätes Abendrot Auf Kussein nur, statt auf erhabne Tannen.

III.

Auf schwarzem Fittig kam der Sturm gezogen,

Ein Jäger wüst, umbraust vom wilden Heer,

Ein Ackersmann, die Sicheln vor sich her,

Mit grausger Pflugschaar furchend Land und Wogen.

Weh euch, ihr Bäume, die sich ungern bogen!

Es hat als köstlichstes der Opfer er,

Dich Strobus, der so mächtig ragt und hehr Hinab zum flnstern Nebelheim gezogen.

An Pracht noch gestern gleich wohl jenen Eichen,

Die Zierde waren der Semnonen Hain,

Jetzt dürres Holz, gelegt zu starren Leichen.

AVie oft bin ich an dir vorbeigeschritten,

Dem Dienst der Blumengöttin mich zu weihn,

In deren Hallen einst ich wohlgelitten.

IV.

Das war Ereigniss deiner letzten Tage Als, blutrot scheidend, herbstlich Sonnenlicht Geblitzt durch deine Nadeln, weich und dicht Doch schon der Kauz dir sang die Todtenklage:

Vorbei an dir, durch palmenreiche Hage,

Trug einen Sarg man, drin ein Toter liegt,