Heft 
(1896) 4
Seite
314
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314 Carl Bolle, Die amerikanische Moosbeere und deren Einbürgerung etc.

So sind von dem Forcher noch viele Fragen über die Entstellung vieler Hexenbesen zu lösen. Nur durch genaueste Untersuchung der Hexenbesen zu allen Jahreszeiten wird man der Lösung derselben näher kommen, wird man die Ursache der Bildung der Hexenbesen auf­hellen können.

Die amerikanische Moosbeere und deren Ein­bürgerung hiesigen Orts.

von Carl Bolle.

Auf den Gegenstand vorliegender Besprechung habe ich, was eigene Erfahrung angeht, bisher kein besonderes Gewicht gelegt. Da indes neuerdings in Betracht seiner mehrfach Anfragen an mich ergingen, will ich mich einer Erörterung desselben au dieser Stelle nicht entziehen. In Erwägung jedoch dass dies Thema, auf Beerenobst im allgemeinen ausgedehnt, Anlass zu speziellerem Eingehen geben könne, ich mir also ein solches Vorbehalte, mögen hier nur ein Paar der wichtigsten That- sachen hinsichtlich des Sujets in aller Kürze Platz finden.

Der Beerenreichtum unserer deutschen Wälder ist bekannt. Er liefert für die Ernährung des Menschengeschlechts eine überreiche Fülle wohlschmeckenden Nahrungsstoffes, die um so dankenswerter erscheint, da wir sie aus den Händen der Mutter Natur unmittelbar und fast mühe­los empfangen. Die Erdbeere, die Heidel- und Preisselbeere sind es an die wir hier zuerst zu denken haben, weil diese die bei weitem grösste Quantität an Mund Vorrat liefern. Andere Fruchtarten: Himbeere, Johannis­beere, Brombeere, Moosbeere, treten uns, als wildwachsend essbar, erst in zweiter Linie entgegen. Von letzterer, welche die sumpf erzeugte Frucht des Vaccinium Oxycoccos, L. darstellt, besitzt nun Nordamerika eine zweite nahverwandte, aber noch verzüglichere Spezies, die in der Neuzeit als willkommene friedliche Eroberung zu uns herübergewandert ist und gerade heut Ihre Aufmerksamkeit für ein Weilchen in Anspruch nehmen möchte.

Vaccinium macrocarpum Ait. ist der wissenschaftliche Name der Pflanze, welche diese für uns neue, empfehlenswerte Frucht erzeugt, deren Ertrag, auf märkischem Boden gewonnen, Ihnen hiermit vorgelegt wird.

Es sind kirschenähuliche, doch kernlose Beeren von schön roter Farbe, in ihrer transatlantischen Heimat Cranberry, von den wenigen, die sie bei uns kennen amerikanische Preisselbeere genannt. Aus botanischen sowohl wie gastronomischen Gründen bitte ich indess von letzterer Benennung Abstand zu nehmen und dafür lieber die richtigere Bezeichnung amerikanische Moosbeere brauchen zu wollen.