316 Carl Bolle, Die amerikanische Moosbeere und deren Einbürgerung etc.
vielleicht als anheimelnde Vorboten des Gelingens sothanen Acclimations- versuchs nicht mit Unwahrseheinlichkeit angesehen werden.
So geschah denn die Pflanzung. Anderweitig in Anspruch genommen, vernachlässigte ich indess dieselbe, wozu schwierige Zugänglichkeit des Ortes das Ihrige beitrug. Jahre vergingen darüber. Später sah man wohl die Pflänzchen sprossen, allein Blüte oder Frucht fand sich nicht an ihnen; so verfielen sie mehr und mehr gänzlicher Vergessenheit Erst nach einem vollen Jahrzehnt erinnerte ich mich ihrer wieder und war entzückt, sie fruchtbeladen anzutreffen. Wer beschreibt meine Freude als ich eine prangende Fülle roter Beeren auf weichem Moospolster lagern sah! Von einem Gefühl der Dankbarkeit durchschauert, blickte ich auf diese unerwartete Gabe Pomona’s, die bisher nicht aufgehört hat, sich als ein ergiebiges Geschenk des Himmels zu erweisen.
Seit der Anpflanzung mochten anderthalb Jahrzehnte verflossen sein als die erste nennenswerte Ernte für meine bescheidene Küche, einen allerdings nur geringen Geldwert, aber eine desto grössere Genugtuung repräsentierend, eingeheimst werden konnte. Jene fremde Moosbeere hatte sich also ohne menschliches Zuthun, meist wohl durch Sprossenbildung, naturalisiert und steht seitdem als über den grössten Teil des kleinen Moosfenns, Weidenpfuhl geheissen, unausrottbar verbreitet, da. Mit der, jene nasse Mulde hauptsächlich füllenden Rosacee Comarum palustre und mit dem gleich massenhaft daselbst wuchernden Farrn Aspidium Thelypteris , scheint sie sich gut zu vertragen, ja sogar die Nachbarschaft grosser Seggenkufen (Carex stricta und vesiearia) nicht ganz zu scheuen; selbst dem Ufer nah drängen ihre Massen bereits dem Trockenen entgegen,
Ein Fall eklatantester Verwilderung liegt mithin hier unbestritten vor.
Ist schon Vaccinium Üxycoccos eine anmutige Erscheinung, von welcher der warmfühlende Botaniker Lecoq schreiben durfte:
Nous n’avons jamais pu contempler sans emotion ce Vaccinium rampant qui etablit sa dominaiion sur les müssen verdoyantes des Sphagnum, qui etale ses tiges filiformes sur ces coussins d’un Velours eternel et qui nous montre le rouge pur de ses fleurs sur le vert admirable des moelleux tapis qu’il a choisis pour demeure .......
Vaccinium macrocarpum übertrifft es noch an Kraft und Schönheit. Es ist für den Naturfreund ein entzückendes Bild, die zarten und doch so dichtgestellten Ranken, einer Moorliane en miniature gleich, den Sumpfboden massenhaft überspinnen zu sehen. In breiten Polstern lagert ganz myrtenähuliches immergrünes Laubwerk über der bleichen Sphagnumdecke. Lieblich hebt sich von diesem die zarte, rosenrote Blüte ab, deren zurückgerollte Petalen im Kleinen an die analog gebildeten, wenn auch unendlich verschiedenen der Türkenbundlilie (Martagon) erinnern. Und zu so Schönem nun noch die zum Gefallen kaum nötige Mitgift des