Issue 
(1896) 4
Page
327
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image

14. (4. tftt'entl.) Verxftimulun'g des IV. Vereinsjahres.

327

Könige vorlegte, nahm er sie, wie ein gleichzeitiger Bericht meldet, mit der gespanntesten Aufmerksamkeit in Augenschein, sprach wiederholt seinen vollkommensten Beifall aus und äusserte,es sei dies das schönste Werk, welches er jemals gesellen." Er fragte nach den Namen des Künstlers, und erinnerte sich des auch ihm rühmlichst bekannten Malers. Auch die Königin spendete vollen Beifall. Erst drei Wochen später kam die Adresse an den Prinzen von Preussen, der siemit sichtlichem Wohl­wollen entgegennahm und sie seinem Sohne zuzustellen versprach, welcher recht bald Gelegenheit nehmen würde, Höchstselbst Seinen Dank für das Ihm zugedachte Kunstwerk an den Tag zu legen.

Jenes ersten Auftrags der städtischen Behörden war Menzel noch eingedenk, als er seinen siebzigjährigen Geburtstag feierte und dem Magistrat für dessen Glückwünsche Dank sagte.Nicht zum ersten Male schrieb er damals habe ich die hochverehrten Väter der Stadt in meinen vier Wänden erscheinen gesehen. Mit Stolz darf ich weit über ein Menschenalter zurück mich des Tages erinnern, da Ihr Kunstsinn mich zuerst aufsuchte. Und so bin ich zeither wiederholt von Ihnen berufen worden, als es galt, dein Hochgefühle unserer Metropole für unser glorreiches Herrscherhaus und seine Paladine mit den Mitteln meiner Kunst Ausdruck zu geben.

Im Jahre 1866 schuf er das künstlerische Gewand der von Scherenberg verfassten poetischen Adresse der Stadt Berlin an den König bei dessen Rückkehr aus dem Kriege, derart, dass er, wie er in seiner eigenen Er­läuterung berichtete,um dem poetischen Charakter des Gedichts gerecht zu werden, dessen künstlerische Ausschmückung als eine freie Phantasie über die festlichen Vorgänge behandelte, welcher jedoch Hauptelemente der Festarrangements je nach ihrer Verwendbarkeit zur äussern Grund- läge zu dienen hatten. So stellte er in die Mitte des Blatts den zum Teil in Gerüsten steckenden Rathausbau;im Flaggenschmuck jener Page, herangetragen auf den Schulten! der ersten und auch letzten Be­wohner solcher Bauwerke, der Sperlinge und Schwalben. (Schreiben Menzels an den Magistrat.)

Es verstand sich wie von selbst, dass Menzel im Jahre 1871 die Anfertigung der Ehrenbürgerbriefe für Bismarck und Moltke (vgl. unter D Nr. 2.) übernahm und eine Fülle von Gedanken und Motiven hinein­brachte, die wir noch heute ebenso bewundern wie damals.

Mit Rat und Hilfe stand Menzel der Stadt zur Seite, als es sich um die künstlerische Ausschmückung des neuen Rathauses handelte. Die Akten des Magistrats besitzen ein ausführliches, bogenlanges Gut­achten von seiner Hand, das nicht nur einige Ansichten über die Wäse- mannschen Vorschläge enthält, sondern einen fein und sorgsam bis in die kleinsten Einzelheiten erwogenen Plan für die Ausschmückung des Rathauses durch Skulptur und Malerei entwickelt. Das Wesentliche des