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14. (4. offentl.) Versammlung dos IV. Vereinsjahres.
Hier ein Paar Proben jener Lieder:
Der in Krieg wil ziehen,
Der sol gerüstet sein;
was sol er mit ihm führen ?
ein schönes Fräuelein,
ein langen Spiess, ein kurzen Degen,
ein Herren wöll’n wir suchen,
der uns Bescheid soll geben.
Der Landsknecht’ Muth stift nichtes gut,
Mord, Raub und Brand acht er kein Schand’,
Martern und Schweren braucht er zu ehren, allein um Gut er kriegen thut,
und ist nichts als der Welt Ruth’.
Fasten und beten lassen sie wol bleiben Und meinen, Pfaffen und Mönch’ sollen’s treiben.
Hat er doch sein Stücklein Brod oder einen honetten Tod.
Viel Ehr' hat er,
er siegt als Held.
Sein’ Seele fleucht in’s Himmelszelt.
Uebrigens ist ein „tiefer Strom echter Liebeslyrik aus den Reihen der Landsknechte dem deutschen Volke zugeflossen. Aber mit dem Ueber- handnehmen jener Existenzen, die von sich sangen:
Ich hab’ mein Lebtag nichts Gutes gethan und hab’ es auch nicht im Sinn; das weiss meine ganze Freundschaft ja, dass ich ein Unkraut bin; drum bin ich bei meinem Fürsten Soldat, —
mussten die Heerhaufen schliesslich verwildern und sittlich verkommen. Die Poesie findet bald keinen Boden mehr; denn alle edleren Züge sind erblichen. Schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts ist die Blüthe dieses Standes abgestreift, die Wurzel krank; die traurige Zeit des 30jährigen Krieges findet den ganzen Stamm morsch und faul.“ (H. Ziegler, a. a. O.)
Geehrte Anwesende, ich brauche wol kaum daran zu erinnern, welchen Einblick in die nunmehr sich ausbildenden Zustände wir kürzlich