14. (4. öffentl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.
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gewannen, nämlich durch den interessanten Vortrag des Herrn Divisionspfarrer Schild aus Torgau.
Während jene Zeit reich an Kriegs- und politischen Liedern war, galt als Losung des Soldaten „In Hungersnoth schlag’ Hennen todt und lass kein Gans mehr leben“!
Aber allmählich sollte der Gesammtzustand besser werden. „1675 tritt eine neue, noch kleine, aber durchaus tüchtige Macht auf den Plan, mit deren Fahnen von nun an die patriotische Dichtung unlöslich verknüpft ist: es ist die brandenburg-preussiscbe Monarchie, die unter dem grossen Kurfürsten die deutsche Sache zu der ihrigen macht und in der Schlacht bei Fehrbellin den mit der Zeit zum Erbfeinde gewordenen Schweden energisch die Thür weist. Vor dem Erscheinen Friedrich d. Gr. ist es noch Prinz Eugen, der als echt populärer Held und kräftiger Vertreter des wieder erstarkten Deutschlands gegen östliche und westliche Feinde in unzähligen Liedern gefeiert wird. Von 1740 an steht jedoch Preussen ganz im Vordergründe. Friedrich d. Gr. ward der Anstoss zu einer neuen Aera besagter Dichtung“. (H. Zieglsr, a. a. O.)
Auf die Schlacht bei Rossbach (in Thüringen, 5. Nov. 1757) bezieht sich wol folgendes Lied das nach der Melodie „Wir preussische Husaren, wann kriegen wir Geld“ gesungen wurde:
1. Ei, ei, mein Herr Soubise, was hast du denn gedacht,
Dass du dich auf die Strümpfe hach Sachsen hergemacht?
Stolzierst ja mit Prangen, wie Pharao, in’s Feld,
Mit 60 000 Steitern, Gebarnisch und Gezelt.
2. Du meintest wol, uns Preussen schlüg dein Franzosenwitz Und Friedrich kannst du jagen mit deiner Pudelmütz’?
Na, na, der hat mit Lachen dein Prahlen angehört Und seinen starken Degen gleich wider dich gekehrt.
U. s. w.
Die Frage „was hast du denn gedacht“? — hier an Soubise gerichtet — werden wir nachher in einem Liede antreffen, das sich auf Napoleon I. bezieht.
Mit dem Tode Friedrich d. Gr. ist es wiederum mit der patriotischdichterischen Erhebung zu Ende. Als „Testament“ dieses Königs ging folgendes Lied:
1. Weil ich nun bald werde sterben Und hab’ weiter keinen Erben,
So mach’ ich mein Testament.
Meines Bruders Wilhelm Sohne Wird besteigen meinen Throne;
Und so hat der Streit ein End’.