Issue 
(1896) 4
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14. (4. öffentl) Versammlung des IV. Vereinsjahres.

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9 . Zu Schwerin und Winterfelden Geh ich dann in jene Welten;

Hier kann ich nicht länger seyn.

Meinen Ziethen werd ich sehen Und mit Keith und Moritz gehen,

Ewig mich mit ihnen freun,

Dieses Lied ward nach der MelodiePrinz Eugen, der edle Ritter gesungen und ist von Franz Wilhelm Freiherrn von Ditfurth nach mündlicher Ueberlieferung aus Unterfranken in seine Sammlung Einhundert historische Volkslieder des Preussischen Heeres von 1675 bis 1866 (Berlin, E. S. Mittler & S.) aufgenommen; 1839 stand es in einem Würzburger Kalender abgedruckt.

Den nächsten Aufschwung nahm die patriotische Dichtung erst bei der allgemeinen Erhebung des Volkes. Neben den berühmt gewordenen Liedern von Körner, Fouqué Schenkendorf, Arndt, Rückert u. s. w geht eine einfachere Volks- und Soldatenpoesie her, die im Heere gesungen ward und zündete. Unzählige Spottlieder auf den "Näppel (Napoleon I.) halfen das Ansehen des grossen Korsen unter­graben und die Furcht vor dem unüberwindlichen Heere verscheuchen. (H. Ziegler, a. a. =.)

Ein Theil dieser Lieder wird noch heute mit grösstem Behagen überall gesungen, sowol in Kasernen, im Quartier u. s. w., wie im Dorfe nach der Arbeit und bei Festlichkeiten, z. B. Erntebier.

Ich wusste schon seit einer Reihe von Jahren auf dem so ungemein dankbaren Felde der Erforschung des Volkstümlichen Bescheid, aber noch immer wollte es mir nicht gelingen, gerade in meiner ostpreussischen Heimath ein ganzes Napoleonslied zu verzeichnen; ich traf immer nur Bruchstücke bei meinen Gewährsleuten. Vor allem ersehnte ich das Lied, in welchem Napoleon I. mit dem NamenSchustergeselle bedacht wird und welches s. Z. mit dem Kotzebue-HummelschenEs kann ja nicht immer so bleiben so zu sagen zusammengeknetet wurde. Endlich sollte sich mein Wunsch erfüllen. In dem etwa 70 Jahre alten Hirten Klaus, der seine Soldatenzeit ausgenommen besagte Gegend niemals verlassen hatte, fand ich den gesuchten Sänger. Letzteres Wort ist wie ich Ihnen gleich erklären werde, buchstäblich zu nehmen. Bei verschie­denen Gelegenheiten hatte ich wohl überlegte Angriffe auf Klaus gemacht; doch der Alte hatte immer erklärt: er könne sich auf das Lied nicht mehr besinnen. Da nahm ich zu einem Gewaltmittel meine Zuflucht. An einem köstlichen Sommerabend lockte ich Klaus unter die alten Linden in unserm Garten, und wir nahmen auf einer Bank (wenn auch nicht dicht nebeneinander) Platz. In meiner Hand hielt ich ein Wasserglas, zu t 3 /4 mit grässlich-schönem Liqueur gefüllt.Nun, Klaus, wie ists mi dem Napoleonslied?Neiche, nei, nei, nei, ich weiss Nichts mehr