Issue 
(1896) 4
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356
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14 t (4. öffentl.) Versammlung des IV. Vereijjusjahres.

J5G

Wenn wir einen Augenblick bei jenen Liedern verweilen, die wir Alle so lieben, die unser gemeinsamer Besitz (ohne Rücksicht auf Stand und Alter), d. h. Volkslieder im weitesten Sinne geworden sind, z. B. UhlandsIch hatt' einen Kameraden, ArndtsWas blasen die Trom­peten,, und Hauffs (aus dem Jahre 1824 stammendes)Morgenroth, Morgenroth, leuchtest mir zum frühen Tod so werden wir auch nicht HauffsSteh ich in finstrer Mitternacht vergessen.

In Volks- und Soldaten-Kreisen finden wir noch ein anderes Schild­wachen-Lied, das nach ostpreussischer Art (s. E. Lemke, a. a. O. I.) mitSchatz, ach Schatz, scheid nicht so weit von hier und in Des Knaben Wunderhorn mitIch kann und mag nicht fröhlich sein beginnt. Die beiden letzten Strophen der ostpreussischen Variante lauten:

5. Soldatenleben, - das heisst: lustig sein!

Wenn Andre schlafen,

Dann muss ich wachen,

Muss Schildwach stehn, Patrouille 'geh'n.

6. Patrouille gehen gebrauchst Du ja nicht!

Wenn Dich die Leut fragen,

Dann thust Du sagen:

Schatz, Du bist mein! und ich bin Dein!

Das Gegentheil dieser glücklichen Liebe finden wir in dem eigen­artig hübschen Gesänge:

1. Ist Alles trübe, ist Alles dunkel,

Dieweil mein Schatz eine Andre liebt.

U. s. w.

Wo es dann nachher heisst:

2. Was nützet mir mein Rosengarten,

Wenn Andre drin spazieren gehn

Und pflücken mir die Rosen ab,

Woran ich meine, woran ich meine, woran er seine Freud dran hat!

3. Was nützet mir mein schönes Mädchen,

U. s. w.

Geehrte Anwesende, zum Schlusse mögen sie mir gestatten, einige Proben lithauischer Soldatenlieder anzuführen! (Chr. Bartsch, Dainu Balsai I und II; Heidelberg, C. Winters Univ.-Buchhandlung.)

Es kam geritten, kam bestellen . .

Ein Oberstlieutenant zum Krieg.

(Jedenfalls eine merkwürdige Erscheinung!)