14 t (4. öffentl.) Versammlung des IV. Vereijjusjahres.
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Wenn wir einen Augenblick bei jenen Liedern verweilen, die wir Alle so lieben, die unser gemeinsamer Besitz (ohne Rücksicht auf Stand und Alter), d. h. Volkslieder im weitesten Sinne geworden sind, — z. B. Uhland’s „Ich hatt' einen Kameraden“, Arndt’s „Was blasen die Trompeten,, und Hauffs (aus dem Jahre 1824 stammendes) „Morgenroth, Morgenroth, leuchtest mir zum frühen Tod“ — so werden wir auch nicht Hauffs „Steh’ ich in finst’rer Mitternacht“ vergessen.
In Volks- und Soldaten-Kreisen finden wir noch ein anderes Schildwachen-Lied, das nach ostpreussischer Art (s. E. Lemke, a. a. O. I.) mit „Schatz, ach Schatz, scheid’ nicht so weit von hier“ — und in „Des Knaben Wunderhorn“ mit „Ich kann und mag nicht fröhlich sein“ beginnt. Die beiden letzten Strophen der ostpreussischen Variante lauten:
5. Soldatenleben, - das heisst: lustig sein!
Wenn And’re schlafen,
Dann muss ich wachen,
Muss Schildwach’ steh’n, Patrouille 'geh'n.
6. Patrouille gehen gebrauchst Du ja nicht!
Wenn Dich die Leut’ fragen,
Dann thust Du sagen:
Schatz, Du bist mein! und ich bin Dein!
Das Gegentheil dieser glücklichen Liebe finden wir in dem eigenartig hübschen Gesänge:
1. Ist Alles trübe, ist Alles dunkel,
Dieweil mein Schatz eine And’re liebt.
U. s. w.
Wo es dann nachher heisst:
2. Was nützet mir mein Rosengarten,
Wenn And’re drin spazieren geh’n
Und pflücken mir die Rosen ab,
Woran ich meine, woran ich meine, woran er seine Freud’ d’ran hat!
3. Was nützet mir mein schönes Mädchen,
U. s. w.
Geehrte Anwesende, zum Schlusse mögen sie mir gestatten, einige Proben lithauischer Soldatenlieder anzuführen! (Chr. Bartsch, Dainu Balsai I und II; Heidelberg, C. Winter’s Univ.-Buchhandlung.)
Es kam geritten, kam bestellen . .
Ein Oberstlieutenant zum Krieg.
(Jedenfalls eine merkwürdige Erscheinung!)